Von Garmisch nach Meran auf dem L1 – Intro
Von Garmisch nach Meran auf dem L1 – Intro

Von Garmisch nach Meran auf dem L1 – Intro

Ich habe mir lange überlegt, wie ich diese Berggeschichte aufbaue. Als “Informationsmedium” wären einzelne Beiträge für die einzelnen Etappen übersichtlicher – das macht es aber gleichzeitig sehr mühselig, die Tour als die zusammenhängende Geschichte zu lesen, die sie ist. Mir war das eigentlich wichtig. Ich will einen großen L1, so wie es für uns ein großer L1 war. Eine große, lange und umfangreiche Geschichte mit einer Briese Logistik, vielen bunten Fotos, Höhen und Tiefen. Nun habe ich aber alleine wenn ich all die Bilder in einen Beitrag packe bereits eine Seite die dermaßen groß, unübersichtlich und langsam ist, dass ich wohl nicht darum herum komme die Etappen einzeln zu dokumentieren und hier – im “Intro” – zusammenzufügen.

Blaue Abschnitte sind rein organisatorischer Natur und spiegeln meine Gedanken zur Planung wider. Falls also ab und zu die Frage aufkommt, was wir da eigentlich tun – so sollte dies durch einen solchen Abschnitt abgefangen sein. Falls nicht, hatten wir wohl auch keine Ahnung.

Es gibt Dinge, die macht man nur einmal im Leben und weiß es in diesem Moment auch ziemlich genau. In den Bergen werden wir, so mein Eindruck, sehr oft und fast schon beiläufig mit solchen Momenten konfrontiert. Keine Tour ist genau so wiederholbar – kein Moment kommt nochmal. Aber so schlimm ist das gar nicht. Dafür kommen ja neue Momente. So reiht sich bei mir zumindest eine Tour an die andere, ein kleines Abenteuer folgt dem nächsten und man hinterfragt diesen Fluss kaum mehr. Aber manchmal schrecke ich auf und halte inne. Und dann stelle ich wie aus dem Nichts fest, wie wertvoll und zerbrechlich diese Momente sein können. Vielleicht bin ich damit nicht allein.

Auf Social-Media trenden immer wieder kurze Videos, die zeigen, wie viel Zeit man im Verlauf seines Lebens mit den Eltern verbringt. Verlässliche Statistik oder gute Quellen mal außer Acht gelassen – mit dem 18. Lebensjahr sind 90% der gemeinsamen Zeit vorbei. Ein Großteil dieser 90% fallen wohl auf die ganz jungen Jahre, in denen man 24/7 rumflitzt und Sachen macht. Rückblickend weiß man das in dem Moment aber auch noch nicht zu schätzen und konzentriert sich eher auf die Sandburgen vor einem. Und so gilt es die 10% möglichst lässig zu gestalten. Um es anders zu sagen – es gilt auch ab und zu etwas zu machen, was man nur einmal im Leben tut. Das hat auch mit den Bergen zu tun. Aber auch mit der Konstellation, den Bedingungen und all dem, was wir kommen und nicht kommen sehen haben.

Die Alpenüberquerung spukte meinen Eltern schon länger im Kopf herum, war sogar mal ein Kandidat für einen Familienurlaub zu Schulzeiten. Ich wäre wohl nicht allzu begeistert gewesen. Aber jetzt – Vollgas. Einmal am Latschenzweig geschnüffelt und seit 2 Jahren nicht mehr aus den Bergen herauszukriegen bin ich Feuer und Flamme für die Idee. Und ich habe mittlerweile auch gelernt, was für ein Privileg es überhaupt ist, eine solche Reise mit seinen Eltern planen und dann auch wirklich machen zu können. Und dann wäre da noch Tami, mit der ich die Berge, das Klettern, die anspruchsvolleren Touren und Mehrtagesrunden im Gebirge entdeckt und lieben gelernt habe. Ich könnte es mir nicht besser wünschen.

Wann?

Wir haben uns für’s Frühjahr entschieden, ich habe mich überzeugen lassen. Unter den Aspekten Gewitter und Restschnee hatte ich mich ursprünglich mal auf September eingeschossen – wobei hier die Befürchtung nahe liegt, dass es schon wieder Schnee hat oder man direkt zwei Wochen durch kalten, nassen Herbst latscht. Am Ende des Tages hat der Zeitraum mit Anfang Juli 2022 perfekt gepasst. Dazu sei aber auch zu sagen, dass wir in dem Jahr auch einen eher schneearmen und vergleichsweise kurzen Winter hatten.

Wie?

Zu Fuß. Von Hütte zu Hütte. Und mit dem fairerweise mutigen Ansatz, jede einzelne Unterkunft vorab zu reservieren. Zumindest habe ich den Eindruck, dass die rosigen Zeiten, in denen man als DAV-Mitglied zu Hütte X stapft und dort ohne Reservierung freudestrahlend empfangen wird, vorbei sind. Diese Entwicklung zu bewerten steht mir nicht zu – allerdings unseren L1 zu planen. Und da möchte ich keinen zusätzlichen Stress, ungemütliche Nächte oder spontane Planänderungen vorprogrammieren. Das Gebirge hält so schon genug Abenteuer bereit, da brauche ich nicht den Nervenkitzel mich auf Nacht mit Horden von Wanderern um das letzte Bett und Bergsteigeressen prügeln.

Das heißt aber auch, dass wir eine gewisse Flexibilität aufgeben und mit dem Druck unterwegs sind, das nächste Ziel zu erreichen. Ein ungeplanter Pausetag oder eine wetterbedingt “unmögliche” Etappe würde den gesamten Zeitplan kippen und Stornogebühren, Improvisation oder ganz banal auch einfach den Abbruch der Alpenüberquerung provozieren.

Warum?

Tiefgreifende Erkenntnisse über die Welt und unseren Sinn in dieser. Nichts weniger als das.

Etappen!

Wir haben uns am L1 orientiert – aber auch einige Abweichungen und Umbauten vorgenommen, worauf in den einzelnen Etappen eingegangen wird. Ziel war es auf der einen Seite keine zu zähen Etappen zu kreieren und gleichzeitig gut voran zu kommen. Den bei der Erschließung der Alpen – vor allem in Österreich auch mit Skigebieten – gibt es durchaus Gegenden und Etappen, bei denen man sich gut überlegen muss, ob man hier mehr Zeit verbringen möchte als notwendig.

So kommen wir am Ende zu 11 Etappen inklusive einem Pausetag in Sölden bevor es in die Ötztaler Alpen und damit nochmal etwas ins alpinere Gelände geht. Wir haben uns außerdem dazu entschieden, den L1 mit Abstieg vom Alpenhauptkamm zu beenden und nicht noch in zwei langen Etappen an der Straße nach Meran zu laufen – während ich mit Fieber und Covid-19 im Bus sitze bin ich darum auch nicht traurig. Mit der wilden Einsamkeit, die den Durchschnitt dieser Tour bildet, hätten diese Etappen nur wenig zu tun gehabt. Vielleicht hätten sie den Gesamteindruck der Tour sogar etwas getrübt? Egal. Als wir Meran erreichen, sind wir allesamt froh, dass wir uns gegen die Etappen ins Tal entschieden haben und nun einfach mit Corona ins Bett fallen können.

Wie es dazu kam und was wir auf dem Weg erlebt haben…

Alpenüberquerung L1 – Etappe 1: Vom Eibsee zur Wiener-Neustädter-Hütte (T3+)
Deutschland | Wandern | Wetterstein und Mieminger Gebirge

Alpenüberquerung L1 – Etappe 1: Vom Eibsee zur Wiener-Neustädter-Hütte (T3+)

Die erste Etappe führt uns auf uns bekannten und wenn man ehrlich ist auch nicht allzu spektakulären Wegen vom Eibsee auf die Wiener-Neustädter-Hütte. Einen wunderschönen Sonnenuntergang und wilde Wände gibt es dennoch zu bestaunen.

Alpenüberquerung L1 – Etappe 2 : Von der Wiener-Neustädter-Hütte zur Tillfussalm via Zugspitze (T4, A/B)
Bergsteigen | Österreich | Wetterstein und Mieminger Gebirge

Alpenüberquerung L1 – Etappe 2 : Von der Wiener-Neustädter-Hütte zur Tillfussalm via Zugspitze (T4, A/B)

Ein dunkler Stopselzieher-Klettersteig, ein exotischer Sonnenaufgang auf der Zugspitze und ein unvergesslicher Kaspressknödel treffen in unserer 2. Etappe am L1 aufeinander.

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