Alpenüberquerung L1 – Etappe 7: Von der Amberger Hütte nach Sölden (T5, I-II)
Alpenüberquerung L1 – Etappe 7: Von der Amberger Hütte nach Sölden (T5, I-II)

Alpenüberquerung L1 – Etappe 7: Von der Amberger Hütte nach Sölden (T5, I-II)

15.5 km

900 hm

1700 hm

7h

T5, I-II

Die mutmaßliche Schlüsselstelle auf dem Weg von Garmisch nach Meran – und gleichzeitig ein relativ blinder Fleck in meiner Recherche. Zumindest viel es mir sehr schwer, die Strecke von der Amberger Hütte über das Atterkarjöchl nach Sölden. Letzteres liegt auf 2973 Metern und quert den Sulztalkamm auf einer recht direkter Linie, bleibt aber bis zuletzt relativ mysteriös mit vielen offenen Fragen:

Welche Rolle spielt der Atterkarferner (Gletscherrest) – wird dieser Umgangen oder wie in anderen Berichten gequert?

Wie lang ist der “Klettersteig” am Jöchl und in welchem Zustand sind die Versicherungen? Lohnt die Mitnahme von Gurt und Schlingen?

Wie T6 ist T6?

Mit der gefühlten und stellenweise auch realen Verantwortung, die ich für die Alpenüberquerung und ihre Etappen hatte sind das durchaus Punkte, die man nicht völlig offen lassen will. Am Ende des Tages hatte ich aber keine Wahl außer mit bestmöglicher Vorbereitung und einer Menge Theorie an die Sache heranzugehen. Spaßeshalber habe ich noch im Hüttenbuch gestöbert. Das Atterkarjöchl wird offenbar nicht allzu häufig begangen. Die allermeisten Bergsteiger hier haben es auf die 3000er ringsum oder die Hochstubaihütte abgesehen. Wer diesen Weg nach Sölden einschlägt, darf auf jeden Fall von einem relativ einsamen und exklusiven Wandertag ausgehen, den man in den bayrischen Alpen wohl länger suchen müsste.

Wir nehmen ein Frühstück an der Amberger Hütte mit – ein Luxus, den wir mit dem frühen Start am Vortag nicht hatten. Dazu kommt, dass wir heute keinen richtigen Stress haben. Das Wetter soll stabil bleiben und sich im Tagesverlauf sogar bessern und unsere Unterkunft bei Sölden erfordert keine feste Ankunftszeit, wie es in einigen Berghütten der Fall ist. Über Nacht ist eine Kaltfront mit Niederschlag durch die Stubaier Alpen gerauscht und beim Blick aus dem Fenster sieht man sofort, dass es in der Höhe sogar für Neuschnee gereicht hat. Die Schneefallgrenze liegt, sofern wir das mit Kartenmaterial abschätzen können, bei etwa 2800 Metern und die Neuschneemenge sieht minimal aus. Es bleibt also zu hoffen, dass unser Schneekontakt und sein Einfluss auf das schwierige Atterkarjöchl ebenso minimal ist.

Um 8:30 verlassen wir die Hütte und stapfen am Fischbach entlang in das grüne Tal hinein. Gelegentlich blitzt die Sonne durch den noch ziemlich wolkenverhangenen Himmel und taucht kleine Gebiete in surreales Licht. Mit den grünen Wiesen zwischen kontrastreichen Bergen und Gletschern eine Stimmung, die man eher in Island vermuten würde als in den Stubaier Alpen.

Bald gelangt man zum Abzweig nach rechts, der in schlammigen Serpentinen durch die steile Bergwiese hinaufführt. Der Pfad ist aber gut zu erkennen und leicht zu gehen und nach den anfänglichen, recht direkten Höhenmetern geht es in einem wunderschönen und einsamen Hochtal in angenehmer Steigung weiter. Ringsum bauen sich beeindruckende Berge auf. Rechterhand passiert man lange Zeit den Muschenkarschneid mit rötlichen Schotterfeldern und einem schroffen und abweisend gezackten Gratverlauf. Links taucht bald die Kuhscheibe auf, die als leichte Skihochtour im Winter wesentlich mehr Besuch bekommen dürfte.

Wir wandern auf jeden Fall völlig alleine durch die Hochebene – in keine Himmelsrichtung ist irgendeine Form von Zivilisation erkennbar. Spätestens als wir auf einem großen Felsblock ausgebreitete Knochen finden, kommt die berechtigte Frage auf, ob das einen Grund hat. Aber abgesehen davon ist die Landschaft wunderschön und bizarr bunt. Die giftgrünen Moose, die schwarzen Berge, der rote Sand und der weiße Schnee liegen allesamt im Blickfeld und zaubern ein magisches Ambiente.

Ansonsten ist der auch Pfad relativ gemütlich und folgt den typisch österreichischen Markierungen durch Wiesen und Felsen. Es geht dabei nie wirklich schwer oder steil zur Sache. Die Herausforderung besteht heute wohl auch eher im doppelt so langen Abstieg. Nach einer (rückblickend gar nicht so langen) Weile betreten wir einen Moränenrücken und damit schlagartig auch die Schneefallgrenze. Auf den dunkeln Blöcken hat sich eine dünne, rutschige Schneeschicht gehalten. Mit ein paar Stunden Sonnenschein wäre diese sofort wieder erledigt – unter dem noch wolkenverhangenen Himmel hat sie sich aber noch gehalten und tauchen die Landschaft in ein surreales Grau.

Auf dem Moränenrücken gibt es die einzige und sehr exklusive Gelegenheit in dieser Etappe sich zu versteigen. Ab einer gewissen Höhe zweigt der Weg nämlich nach rechts ab und führt im Geröll absteigend auf die rechte Seite des Atterkarferners. Wenn man den üppigen und frischen Markierungen treu bleibt bekommt man hier keine Probleme. Es gibt aber auch eine schwache, alte, rote Markierung, die auf dem Rücken bleibend geradewegs unter die Nordabbrüche des Roten Kogel führt. Wenn ich das richtig im Kopf habe, ist das der alte Steig – welcher aufgrund des Steinschlags aus den umliegenden Wänden und der mittlerweile relativ sinnfreien Querung des Toteisfeldes nicht mehr gemacht wird. In der Draufsicht ist das auch eine absolut schlüssige Idee. Ständig rumpeln kleine Felsen aus der Wand auf das Schneefeld und rauschen über dieses in den kleinen Kessel. Alleine die Menge an Blöcken auf dem Schneefeld, das vielerorts mehr Schwarz als Weiß ist sollte einem zu denken geben. Und trotzdem – bestens markiert. Die durchaus energischen Pfeile führen deutlich nach rechts in den Abstieg und wer sich hier verzettelt handelt eher aus einem ganz wilden Fetisch heraus oder wurde einfach schlecht beraten.

Nachdem wir die kleine Schmelzwasserpfütze umrundet haben geht es im groben Blockwerk rechts des Atterkarferners die letzten 100 Höhenmeter ins Jöchl hinauf. Die Dimensionen sind durchaus überschaubar – das Ziel und der höchste Punkt der Etappe bereits zum Greifen nah. Ordentlich brüchig schauen die Wände ringsums schon aus – hier wird über das Jahr hinweg einiges in Bewegung sein.

50 Meter vor der kurzen Stahlseilpassage halten Tami und ich inne und warten auf meine Eltern. In dem Moment poltern ein paar faustgroße Blöcke aus der nassen Wand über dem Steig, rauschen durch diesen hindurch und landen vor uns im Schotter. Der “Klettersteig” – oder wie auch immer man diese vielleicht 30 Meter messende Passage nennen will – ist für mich gestorben. Wir haben uns – aus Gewichtsgründen und den überwiegend unproblematischen Wegen gegen die Mitnahme von Helmen entschieden. Auch haben wir keine Klettergurte und Klettersteigsets dabei (die hier sowieso ziemlich übertrieben sind). Wir wussten aber auch, dass wir damit eigenverantwortlich einige wenige Stellen im Moment und im Vorbeigehen einschätzen müssen und uns auch einem kleinen Restrisiko aussetzen.

Wer übrigens darüber nachdenkt, für die kurze Drahtseilpassage einen Gurt und Sicherung mitzunehmen wird den Abstieg auf der Südseite des Atterkarjöchls nicht mögen. Genau wie den – völlig unversicherten – Saykogel in Etappe 9. Gewicht, dass man sich sparen kann und meiner ganz persönlichen Meinung nach sogar muss. Den ein Klettersteigset würde wir nur eine trügerische Sicherheit vortäuschen, die man oben am Grat eh direkt über den Haufen werfen kann. Besser direkt konzentriert angehen.

In den Klettersteig – bei dem man sich auf eine “unnötige” Höhe begibt, da der Grat weiter links deutlich kürzer und ohne Bruch von oben erreicht werden kann – möchte ich ohne Helm nicht einsteigen. Mir wäre die Gefahr zu groß, einen der Steine abzukriegen und dann auf den kleinen Metaltritten eher ungünstig platziert zu sein. Ich schlage vor, eine der kleinen Felsrinnen zu versuchen, die den vielleicht 10 Meter hohen Absatz überbrücken.

Ich hab rückblickend oft überlegt ob diese Entscheidung die richtige war – denn während Tami und ich den sehr brüchigen Aufschwung im II. Grad leicht überklettern sind meine Eltern und vor allem meine Mom ziemlich am Limit dessen, was noch kontrolliert “Spaß” macht. Ohne einen Zug an meinem Wanderstock wäre es heikel geworden und die Reserven entsprechend knapp bemessen. Wir wissen aber auch nicht im Detail, wie stressfrei der Klettersteig gewesen wäre, der in der Draufsicht auch nicht allzu einladend ist. Am Ende ist – wie so oft – alles gut gegangen. Und trotzdem frage ich mich regelmäßig, ob ich hier den falschen Impuls gesetzt habe, dem dann alle gefolgt sind.

Wohlwissend, dass ich die Stelle damit wieder spannender aussehen lasse als sie ist – die Wegfindung ist klar und unter normalen Bedingungen spaziert man hier wohl einfach rüber – nochmal eine kurze Skizze. Grün der Klettersteig und markierte Weg. Gelb der, in unserem Fall und vermutlich dem gerade abschmelzenden Schneefall der Nacht geschuldet, etwas zu ausgeprägte Steinschlag. Rot unsere Varianten auf das Band. Rot Gestrichelt eine dritte, bröselige aber vermutlich ebenso einfache Schotterrinne auf den Grat. Man erkennt aber gut, dass es sich hier wirklich um eine Frage von wenigen Metern handelt und weder Klettersteig noch sämtliche Umgehungen auf dieser Seite wirklich exponiert sind. Dennoch bewegt man sich in sehr losem, alpinen Gelände.

Die entscheidenden Stellen sind steiler als es im Bild wirkt.
Rot: Freie, bröselige Varianten (II)
Grün: Klettersteig und Grat (A/B, I)
Gelb: Beobachteter Steinschlag

Exposition kommt jetzt.

Am Grat angekommen tut sich ein völlig wilder Blick auf. Im Norden in den Stubaier Alpen hingen den Aufstieg über noch dichte Wolken und der immer selbe Blick bot mit der Zeit wenig Neues. Auf der Gratschneide angekommen sehen wir erstmals in den Süden und auf die in Sonnenschein getauchten 3000er der Ötztaler Alpen. Und auch in der Nähe stehen markante und surreale eingezuckerte Gipfel wie die Atterkarspitzen und die Wilde Leck.

Genau oben auf dem Kamm habe ich wieder Handyempfang – es bleibt trotzdem zu hoffen, dass man diesen nicht dringend braucht.

Es wird schnell klar, dass die Schwierigkeiten der Passage hier erst richtig beginnen. Der Gratabschnitt der zum südseitigen Abstieg absolviert wird ist zwar nur wenige Meter lang, darf aber durchaus als scharf und rustikal im Sinne seiner Festigkeit bezeichnet werden. Der schmale Grat ist eigenverantwortlich und konzentriert zu Klettern und gerade meine Mom erzählt später, dass das ihre psychische Schlüsselstelle war. Meine auch. Dann zweigt nach rechts in den Süden ein markierter Pfad ab, der durch die extrem steile Schrofenwand hinab ins Atterkar führt. Meine Eltern sind hier Abschnittsweise mit Grödeln unterwegs, die zwar keinen Schnee zu spüren kriegen aber auch in der nassen, losen Erde für etwas mehr Halt sorgen. Immer wieder sucht man in der Wand nach Griffen um eine steile Stufe abzusteigen und stellt dann enttäuscht fest, dass es hier nur wenig gibt, an dem gezogen werden kann, darf und sollte.

Ich bin ehrlich erleichtert, als das Gelände langsam wieder abflacht und gangbarer wird und wir nach einem ziemlich konzentrierten und angespannten Abstieg in den flachen Schotter des Atterkars treten. Wir legen eine Pause ein und bestaunen die wilde Landschaft. Diese Atterkarspitzen…ei ei ei. Aber auch der Blick zurück in die unübersichtliche “Wand” durch die wir abgestiegen sind ist eindrucksvoll.

Zwischen Schafherden und Bachläufen geht es durch die blühenden Wiesen der Hochebene. Die Sonne brennt mittlerweile vom stahlblauen Himmel hinab. Ein krasser Kontrast zu den abweisenden, grauen und verschneiten Weiten auf der anderen Seite des Atterkarjöchls. Wir sind auf jeden Fall gefühlt in eine ganz neue Welt eingetaucht

Der Weg ins Tal zieht sich. Gute 1400 Höhenmeter sind es von der Hochebene nach Sölden. Den ersten Teil macht man noch flach und schön in idyllischer Berglandschaft ohne die Städte im Tal zu sehen. Mit der Baumgrenze ändert sich das schlagartig und der “Kaiserwald” überrascht im gefühlten (und gewünschten) Endspurt mit extrem steilen Wegabschnitten, die mir heikler vorkommen als manche Kletterei im Hochgebirge. Mit rutschigen, laubigen Passagen neben absolut senkrechten Abgründen ist hier im Vergleich zum Gelände am Atterkarjöchl wenig gewonnen. Dieser Pfad wird es in jedem Fall in meinen geplanten Führer “Im extremen Busch – 100 legendäre Waldwege” schaffen.

Von Sölden nehmen wir den Bus nach Zwieselstein, wo unsere wunderschöne und ruhige Unterkunft liegt. Wir werden diese Strecke ohnehin am morgigen Pausetag nochmal zu Fuß laufen und müssen uns nach dieser Etappe nicht mehr allzu viel beweisen. Rückblickend war Etappe 7 wohl die schwerste und gleichzeitig beeindruckendste – was in großen Teilen an den mit Neuschnee etwas wilderen und abweisenderen Bedingungen und dem krassen Kontrast zwischen Hochgebirge und Blumenwiese im Sonnenschein lag. Für Wanderer und Alpenüberquerer wie wir sie in den Stuben und Hütten getroffen haben ein ziemlich wilder Ritt der bei Wetterumschwüngen sicherlich schnell zum riskanten Nadelöhr werden kann und in seiner Abgeschiedenheit und Ausgesetztheit nicht unterschätzt werden sollte. Wir standen als Gruppe zwar auch nicht allzu weit über den Schwierigkeiten – ich habe aber enorm viel Zeit und Liebe investiert um Alles an verfügbaren Informationen zu dieser Einzelstelle zusammen zu tragen um so wenig Fragen wie möglich offen zu lassen. Am Ende muss dann aber doch jeder die Etappe laufen, steigen und kraxeln. Oder man umgeht sie im Tal.

Strategische Punkte:
  • Exakt oben am Atterkarjöchl hat man wieder guten Empfang – es bleibt aber zu hoffen, dass man diesen nicht braucht
  • Es gibt einen Bach bzw. Quellwasser im Atterkar nach der Schlüsselstelle
Schlüsselstelle und Schwierigkeiten:

Das Atterkarjöchl ist wohl wirklich der blinde Fleck meiner Recherche gewesen. Und ich habe gelesen, dass es anderen auch so erging. Irgendwie klingt es wild, irgendwie düsen da schon auch einige drüber und irgendwie gibt es kaum Bilder oder Videos, um die Stelle einzuschätzen. Ich versuche mich hier nochmal mit meiner Beschreibung. Der Weg bis unmittelbar (wenige hundert Meter) unter das Jöchl ist eindrucksvoll aber absolut unproblematisch und ausreichend markiert. Auf der Moräne, die bei verlassen der Wiesen erstiegen wird, bei erster markierter Gelegenheit nach rechts in einen Kessel absteigen. Nicht den (möglicherweise noch erkennbaren) Markierungen geradeaus über den Rücken und unter die steinschlaggefährdeten Abbrüche des roten Kogels folgen. Dieser Weg ist veraltet und an den vielen Steinen auf dem Schneefeld lässt sich erahnen, wie viel Zeug da an ungünstigen Tagen runterbröselt. Im Kessel wechselt man Seite und gewinnt rechts vom Schneefeld in leichtem Blockgelände und weiterhin deutlich markiert an Höhe. Grundsätzlich muss unter Normalbedingungen kein nennenswertes Schneefeld / Toteis gequert werden und mir leuchtet auch nicht ein, in welcher Situation das eine empfehlenswerte Alternative zum gutmütigen Blockwerk ist. Direkt vor dem Atterkarjöchl erkennt man den Klettersteig (vmtl. B, Zustand so lala), der in einer Wand einige Meter senkrecht hinaufgeht und dann auf Trittstufen in den Grat quert. Hier auf Steine von oben achten – zumindest als wir davor standen gab es in regelmäßigen Abständen kleinere Geschosse zu bewundern. Der Höhenunterschied, der überwunden werden muss, beträgt maximal 30hm. Diese Seite des Jöchls ist je nach Bedingungen sicher interessant – aber auch äußerst überschaubar und kurzweilig. Mit leichter und wegen des auf dieser Seite eher flachen Geländes geringer Ausgesetztheit, lässt sich der Grat auch über mehrere kurze, brüchige Rinnen erklettern. Der Spaß (und die Schwierigkeiten) beginnen auf dem Grat. Dieser ist kurz nach links zu begehen, die Kletterei hält sich in Grenzen aber es gibt wenig Platz für Fehler. Auf diesem (gut – sehr kurzen) Stück schlägt das Gelände in die selbe Kerbe wie ein Jubiläumsgrat oder eine Watzmann-Überschreitung, es gibt allerdings keinerlei Seilversicherung mehr. Der Fels ist – anders als bei den entscheidenden Stellen der zueben genannten ach so wuiden Touren – oft brüchig, moosig und unberechenbar. Hier tut man sich wirklich einen Gefallen wenn man schwindelfrei ist und schonmal auf einem ungesicherten, scharfen Felsgrat unterwegs war. Oder sich mit einem solchen kurzweilig arrangieren kann. Dem Grat würde ich rein subjektiv eine T5 und I geben. Die Schlüsselstelle ist für mich erst der Abstieg an der Südseite ins Atterkar – was einem bei Erreichen des Grates und Blick hinab aber auch völlig klar werden sollte. Und hier würde ich die T6, die ich irgendwo gelesen hatte, zumindest mit unseren feuchteren Bedingungen schon fast unterschreiben. Einzig die üppig vorhandenen Markierungen sprechen dagegen. Es geht gute 300 Meter höllisch steil runter. Das Ganze auf einem schmalen, erdigen Pfad und mit nicht immer festen Griffen in der Wand. Es ist schwierig hier nicht zu dramatisch zu klingen – auch dieser Abschnitt ist gut zu bewältigen – vor allem wenn es trocken ist – aber es muss auch klar sein, dass das folgende Stück absolute Konzentration erfordert und man sich ununterbrochen in absolut ernstem Absturzgelände befindet, welches besonders im Bezug auf das Wetter sehr sorgfältig geplant werden will. Die vorgefundene Ernsthaftigkeit hat es weder an der Zugspitze noch im Ötztal oder irgendeinem anderen Abschnitt der Tour gegeben. Gleichzeitig darf – bei anderen Bergsteigern über einem – mit Steinschlag gerechnet werden, der hier fatale Folgen haben kann. Also kurz: der Spielraum für Wetterstürze, nassen Boden, Schneeauflage oder schlechte Sicht und Wind ist hier so gering wie nirgends sonst. Erreicht man die Hochebene des Atterkars, so kann man erstmal entspannen und die Landschaft genießen. Nur ganz unten im Kaiserwald warten nochmal ein paar für meinen Geschmack überraschend steile und schmale Waldwege, für die nach einem langen Tag noch ein paar Reserven übrig sein müssen. In der Trittsicherheit wie im Kopf. Ich empfand kurze Stellen dort fast gruseliger als oben am Grat. Aber vielleicht bin ich auch komisch. Bei Nässe bestimmt auch nicht allzu lustig.

Theoretische Alternativen (Zeitaufwand & Schwierigkeiten beachten):
  • Gletschererfahrung und -ausrüstung vorausgesetzt kann im hochalpinen Gelände über den Sulztalferner und den Wütenkarsattel zur Hochstubaihütte über Sölden gequert werden
  • Wer das Atterkarjöchl umgehen will, kann sich die Amberger Hütte sparen und direkt in Gries weiter ins Tal absteigen und über Längenfeld und Huben nach Sölden gelangen

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