Kletterblog & Berggeschichten
Hintere Karlesspitze (2641m) und Wetterkreuzkogel (2587m) – Skitour (ZS-)
Hintere Karlesspitze (2641m) und Wetterkreuzkogel (2587m) – Skitour (ZS-)

Hintere Karlesspitze (2641m) und Wetterkreuzkogel (2587m) – Skitour (ZS-)

Ganz bestimmt kein Geheimtipp…

Wunderschön winterliches Wörgetal. Die lange Rampe im Hintergrund ist der Wetterkreuzkogel.

Aber manchmal hat es auch einen Grund, das Touren beliebt und entsprechend frequentiert sind. Das Wörgetal und seine begrenzenden Gipfel dürften ein gutes Beispiel dafür sein. Landschaftlich wunderschön – denn das nahe liegende Skigebiet Kühtai wird elegant durch einen Bergkamm abgeschirmt und lässt sich höchstens von einigen der Gipfelziele aus erspähen. Gleichzeitig darf man sich mit relativ hohem Ausgangspunkt auf einen kurzen (aber innigen) Waldkontakt und viel weitläufiges Skigelände freuen. Ben bringt diese Argumente glaubhaft vor und ich bin gekauft. Wir einigen uns mit dem Wetterkreuzkogel auf die einfachste und lawinensicherste Unternehmung in dem kleinen Hochtal, werfen die Bretter in den Wagen und starten vom Parkplatz der Issalm in den steilen Bergwald.

Waldanstieg

Durchaus steil und nicht ganz skifreundlich gilt es den Anstieg bis zum Knappenhaus zu überwinden. Auf 1,5 Kilometern werden rund 300 Höhenmeter gemacht – es geht also einigermaßen direkt empor. Bei guter Schneelage lässt sich hier aber recht gut aufsteigen und bei unserer Begehung sogar auch abfahren. Eine Spur wird man wahrscheinlich fast immer vorfinden.

Hintere Karlesspitze

Wir erreichen die wunderschöne Winterlandschaft des Wörgetals und passieren den Hang hinter dem Knappenhaus, der auf dem Weg zum Wetterkreuzkogel eine Schlüsselstelle darstellt und mit einem homogen steilen Hang und darunterliegendem Flussbett eine klassische Geländefalle ist. Beide Anstiege sind im Skitourenguru hinterlegt, seit 2024 ist diese Info aber insofern obsolet, als dass nun auch eigene Touren gelegt und berechnet werden können.

Hinter besagter Engstelle geht es es gemütlich und aussichtsreich bei geringer Steigung durch das hübsche Tal. Eine sperrende, 30 – 35° steile Stufe in der Talmitte kann für den Aufstieg zum Wetterkreuzkogel rechts, für die Hintere Karlesspitze links umgangen werden. Da wir bereits ein gutes Stück auf der linken Talseite aufgestiegen sind, fällt rasch die Entscheidung, die etwas schwierigere Karlesspitze mitzunehmen. Die Flanke sieht gut aus – zwei Tourengeher haben den sonst unberührten Hang gerade im Aufstieg gespurt. Der Hang ist anderen Berichten und Tourenführern zufolge mit seiner NNW-Ausrichtung aber häufig dem Wind ausgesetzt und nicht selten eingeblasen.

Mittig und unscheinbar die Hintere Karlesspitze – der Zustieg verläuft durch den gestuften Hang rechts der Gipfelfalllinie

Wir finden heute feinsten, losen Pulverschnee vor und folgen der Spur, die sich geschickt erst über einen Rücken im rechten Teil der Flanke und dann mit einer Spitzkehre durch die Steilstufe windet. Dann lehnt sich das Gelände spürbar zurück und wir erreichen den Wörgetalsattel. Hier ist Skidepot – der wirklich sehr kurze Gipfelgrat beinhaltet einfachste Blockkletterei im I. Grad.

Wir erreichen den unscheinbaren Gipfel, den ein kleines Kreuz schmückt und der ein atemberaubendes Panorama auf die umliegenden Berge bereithält. Vor allem Acherkogel, Zwölferkogel und Sulzkogel geben ein prächtiges Bild ab. Dazwischen wunderschöne, weiße Grate und schroffe Felstürme.

Die Hintere Karlesspitze ist übrigens einer der wenigen Berge, die eine Verbindung zwischen dem Mittertal und Wörgetal zulassen – passende Bedingungen vorausgesetzt. Denn auch nach Süden gibt es einen möglichen Anstieg bzw. eine mögliche Abfahrt, die allerdings anspruchsvoller ist als die von uns gewählte Flanke aus dem Wörgetal.

Abfahrt

Wir sammeln die Skier ein und schwingen uns in die herrlichen Pulverhänge und haben den nur 300 Höhenmeter tiefer liegenden Talboden in wenigen Minuten wieder erreicht. Eine wirklich tolle, kurze Spritztour.

Wetterkreuzkogel

Obwohl es langsam zuzieht und windiger wird, beschließen wir unserem ursprünglichen Ziel treu zu bleiben und den Wetterkreuzkogel auch noch mitzunehmen. Dafür halten wir uns nun auf die offensichtliche Rampe zu, die hier wesentlich weniger steil weitere 300 Höhenmeter überbrückt. Irgendwann rächt sich dann doch die so früh im Winter wenig ausgeprägte Kondition – und es handelt sich ohnehin um eine meiner ersten Skitouren. Wir schleppen uns die letzten Meter auf den Gipfel, ziehen im inzwischen tosenden Wind die flatternden Felle ab und schwingen uns rasch in die windgeschütztere Abfahrt.

Sturm im Anflug

Abfahrt

Was für ein toller Berg. Die Rampe lässt sich perfekt abfahren und die flachen Böden im Talgrund gehen heute ohne Schieben. Dann wählen wir den reichlich verspurten Steilhang in der Talmitte, den wir im Aufstieg umgangen sind und erreichen die Querung zum Knappenhaus. Dann in kurzen und entsprechend anstrengenden Schwüngen durch das Waldstück und ordentlich ausgelastet auf Skiern direkt auf den Parkplatz fahren. Ein brauchbarer Skitourenauftakt. Wahrscheinlich kann ich mich mit dieser Disziplin anfreunden.


Schwierigkeit, Versicherung und Material

Ein hübsches Tal, welches zahlreiche und recht homogene Ziele in unterschiedlicher Ausrichtung anbietet und bei genügend Schnee auch kurzweilig und stressfrei erreicht wird – sofern der Hang hinter dem Knappenhaus passt. Der Wetterkreuzkogel ist auf jeden Fall anfängerfreundlich und lässt sich bei geschickter Wegwahl ausschließlich im flachen Gelände erreichen. Die Hintere Karlesspitze ist ein schöner Seitensprung, der rein vom Gelände her auch keinen wirklich großen Anspruch stellt – allerdings müssen hier die Bedingungen passen und ein kurzes Steilstück überwunden werden. Die Bewertung ZS- in meinem Büchlein kommt mir trotzdem einigermaßen hoch gegriffen vor – vielleicht hatten wir heute auch einfach super Bedingungen aber ich habe spätere Touren im Bereich WS als wesentlich anspruchsvollere Unternehmungen erlebt.

Zusammenfassung

Doppelt hält besser – feine Frühwintertouren im Pulverschnee und ein Beweis dafür, dass mein verhasstes Kühtai im Winterkleid tatsächlich ganz nett sein kann.

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