Neue Insel, neues Glück. Neue Landschaften. Neue Felsen.
Neuer Groot, der nach dem Hitzetod bei unserer Begehung an der Aguglia di Goloritzè mit einem einzelnen Blatt einen kümmerlichen, letzten Versuch startet.
Nach einem ausdauernden Klettermarathon auf Sardinien erreichen wir mit Korsika unser zweites und etwas ausführlicheres Urlaubsziel. Zumindest haben wir hier deutlich mehr Zeit auf etwas engerem Raum, eine nur sehr vage ToDo-Liste und die wertvollen Erkenntnisse von Sardinien im Gepäck. Man kann auch nicht jeden Tag klettern. Deshalb gehen wir heute klettern.
Wir peilen als erstes das Bavella-Massiv an, welches als einer der schönsten Flecken Korsikas gehandelt wird und relativ nah an unserem Ausgangspunkt im Süden der Insel liegt. Die „Dolomiten Korsikas“ werfen eine fast schon belastende Anzahl an bizarren Türmen und Bergformationen ab – allesamt in feinstem Granit und oft durchlöchert von markanten Tafoni. Tafoni sind chemische Verwitterungen, die entfernt an Bienenwaben erinnern und aus der Nähe betrachtet ein ganzes Feuerwerk an Sanduhren, verrücktesten Henkeln und wilden Überhängen abfackeln. Kurz – Tafoni ist eines der Buzzwords, die uns überhaupt hier her gelockt haben.
Als Eingehtour schießen wir uns rasch auf einen relativ kleinen aber überaus hübschen Berg ein, der ein wenig ab vom Schuss steht und nicht zu viel Verkehr erfahren wird: die Punta Caletta. Über ihren Nordwestgrat lässt sie sich in 4 Seillängen erreichen, welche den (vermeidbaren) 5. Grad nicht übersteigen. Zu- und Abstieg sind als vergleichsweise einfach beschrieben, die Absicherung ist ausdrücklich alpin. Perfektes Gelände um die obligatorischen, offenen Fragen in einer völlig neuen Gegend zu beantworten:
Zustieg
Wir starten kurz unterhalb des Col de Bavella an einem Parkplatz in einer Kurve. Allzu üppig fallen die Parkmöglichkeiten hier übrigens nirgends aus – was in der Führerliteratur als „P“ eingezeichnet ist, sind teils nur subtile Schotterstreifen am Straßenrand, die einen beherzten Einparkstil oder ein kleines Auto erfordern. Hat man keines von beidem, muss man unter Umständen ein wenig länger wandern.
Wir folgen einer Forststraße, die aus der 5. Kehre östlich unterhalb des Bavellapasses entspringt und wandern ohne nennenswerte Steigung für 1,5km Kilometer in den Wald hinein. Zunächst hält man sich zweimal rechts – dann lässt sich ohne weitere Irritation auf das Ziel zu stapfen, welches einige Male zwischen den Bäumen hindurchblitzt. Wir mussten lernen, dass es vernünftig ist, sich die Felsformationen ein bisschen genauer einzuprägen, da die Wahl des richtigen Wandfusses später im Wald nicht mehr vollkommen intuitiv ist.
An einer kleinen Furt zweigt direkt hinter dem Übergang über den Bach ein kleiner Tramelpfad nach rechts ab. Wir schlagen diese Richtung ein und sind ein wenig enttäuscht, wie rasch sich der Pfad in gangbarem aber unübersichtlichen Waldgelände verliert. Vorhandene Steinmanndl geben ein diffuses Bild ab und am Ende des Tages schlagen Hannah und ich uns auf sehr individuellen Interpretationen der idealen Wegwahl empor.
Folgt mir für weitere hilfreiche Tourentipps.
Einstiegssuche am Wandfuss
Bisher haben wir die hiesigen Bedingungen ein wenig belächelt. Wir wurden noch nicht von einer Wuidsau oder einem Säbelzahntiger gefressen, was Berichten zufolge fester Bestandteil vieler Kletterabenteuer auf Korsika ist. Und wir sind maximal unterfordert von knapp 100 Höhenmetern, die hier zugestiegen werden wollen. In unseren Breiten würden wir für ganz wesentlich uninteressantere Touren noch eine Null anhängen.
Als wir uns der Wand (bzw. den Wänden) nähern, zeichnet sich rasch ein kleines Problem ab. Bei einer Route, die kaum oder nur wenig mit fixem Material ausgestattet ist, kann man auf kein Schildchen am Wandfuss hoffen. Die Steinmänner bleiben dem Zustieg treu und sind diffus: nämlich den gesamten Wandfuss entlang verteilt. Und Wandfüsse gibt es mehrere – zumindest ragen hier einige kletterbare Grate aus dem Boden hervor und wir sind uns nur grob sicher, am richtigen Berg zu stehen. Der Kletterführer macht es uns nur bedingt leichter:
Kurzum. Die beschriebenen Merkmale können wir vielerorts entdecken und in die unübersichtlichen Aufschwünge hineininterpretieren. Außerdem finden wir gleich mehrere Einstiege mit Bohrhaken und gefädelten Sanduhren in der Wand. Ich bin einigermaßen schnell davon überzeugt, dass wir die rechte der sich uns anbietenden Wände wählen sollten. Die linke, so bilde ich mir ein, sei einer der kürzeren Satelliten der Punta Caletta, die man vorher neben dem eigentlichen Gipfel hat aufragen sehen.
Rückblickend setzt sich Hannah zum Glück durch. Sie ist nicht überzeugt. Weder davon, vor dem richtigen Grat zu stehen. Noch von der Idee in eine generische und nicht wirklich unserer Routenbeschreibung entsprechenden Tafonirampe einzusteigen. Ich wäre hier auf jeden Fall falsch eingestiegen. Erst ein Blick auf die Abstiegsbeschreibung und Skizze überzeugt auch mich. Die Rinne links neben dem von mir gewählten Turm, welche einen gangbaren und mit Steinmännern markierten Abstieg anbieten soll sieht absolut nicht gut aus. Wir gehen zurück zu dem Punkt, an dem wir grob aus dem Wald gekommen sind und an dem ich mich ziemlich schnell und durch Steinmänner befeuert nach rechts habe leiten lassen. Die Route, der Nordwestgrat auf die Punta Caletta, läge links. Ein Blick um die Ecke zeigt auch – gangbare Abstiegsrinne mit Steinmännern. Der Einstieg deckt sich mit der Beschreibung und knapp 100 Meter über uns ragt ein markanter, mit orangener Schlinge umschlungener Granitturm aus dem Grat, an dem wir den 2. Standplatz vermuten.
Die Zeit, die wir mit dem Zustieg verbracht haben, haben wir nun nochmal verdoppelt. Dabei ist es eigentlich ganz einfach. Im Wald gerade hoch, Steinmänner sind überall und damit ziemlich obsolet und sich an der Wand tendenziell links (orangene Schlingen) halten.
1. Seillänge (IV+)
Hannah verlässt den Boden und das eindrucksvoll kanadische Ambiente und steigt in den dunklen, rauen Granit ein. Direkt vom Boden weg, wird eine schmale Kante unter einem Tafoni-Dach erklettert. Filigrane Strukturen, denen man im Kalk niemals vertrauen würde. Hier zeigen schon die allerersten Belastungsproben: das Zeug ist bombenfest. Die Schlingen sind zur Zeit unserer Begehung in bestem Zustand und die Kletterei ist ungewohnt aber nicht wirklich schwer und vor allem verschwenderisch henklig.
Nach dem ersten Aufschwung geht es in einer vagen Rinne durch die fast schon außerirdischen Formen. Die wenigen nassen Stellen von der vorherigen Schlechtwetterperiode lassen sich gut im rauen Fels umgehen. Rasch mündet die Rinne in einem weiteren, finsteren und steilen Tafoni-Dach, welches für den Schwierigkeitsgrad überraschend direkt und steil angegangen wird. Wie so oft lösen Henkel und Sanduhren die Kletterei sehr lässig auf – man sollte mit dem Konzept Überhang aber vertraut sein. Solche bekommt man in diesem Fels schon in sehr geringen Schwierigkeitsgraden präsentiert und ein paar kühnere oder kräftigere Züge müssen auf jeden Fall absolviert werden.
Ich erreiche Hannah, die auf einem Absatz über dem zweiten Tafoni-Dach einen Standplatz an einem großen Block mit Schlinge errichtet hat. Wir sind ein wenig sprachlos von der für unsere Verhältnisse schrägen Kraxelei. Zumindest sind nun alle Zweifel bezüglich der Routenwahl ausgeräumt. Der Fels ist kletterbar, an zahlreichen Sanduhren gut bis übertrieben absicherbar und deckt sich exakt mit der Beschreibung aus dem Kletterführer. Bleibt eigentlich nur noch Genuss?
2. Seillänge (V)
Die zweite Seillänge beginnt mit einer links vermeidbaren, sehr direkten und leicht überhängenden Tafonistruktur. Ich will’s aber wissen und hänge mich in die direkte Variante, die irgendwo im V. Grad angesiedelt ist. Die Absicherung erfolgt über Sanduhren, Auswahl gibt es genug. Und wieder stelle ich begeistert fest, wie einfach aber kräftig die wirren Felsformationen überklettert werden können. Für Kalkkletterer wie uns ist die das hier gebotene Gelände absolutes Neuland. Und es macht extrem viel Spaß, dieses Neuland zu erkunden.
Über dem Dach führt sehr einfaches und plattiges Gelände leicht rechtshaltend zu einem tiefen Spalt im Gratverlauf. Ich nehme hier einen relativ weiten Runout in Kauf, weil ich schon einen Bohrhaken an der anstehenden Schlüsselstelle sehe und mich in dem Gelände sehr sicher fühle. Der Bohrhaken ist rasch erreicht, geclippt und sichert eine markante Stelle sehr dankbar ab. Ein kleiner aber kühner Spreizschritt ist notwendig um den Spalt zu überwinden. Hängt man erstmal an der anderen Seite, führt steile Kletterei mit einigen (möglicherweise) geschlagenen Tritten wieder ins wilde Tafoni-Wunderland. Übrigens – die Seillänge ließe sich vermutlich auch gut aufteilen, kurz vor dem Spalt ist eine solide Sanduhr, die auch einen sicheren Standplatz ermöglichen sollte. Wenn man sehr viele Sicherungen legt, kann ich mir nämlich sonst vorstellen, dass man mit der 45 Meter langen Seillänge nur wenig Spaß hat.
Egal wie man es angeht – nach dem Spreizschritt folgt die für mich klettertechnisch beinahe schwierigste Einzelstelle. In recht unübersichtlicher und dreidimensionaler Kletterei wird eine etwas abdrängende Delle wieder verlassen. Vielleicht habe ich mich hier aber auch einfach doof angestellt – zumindest schlage ich mir die Hand auf und bin einen Moment am wackeln beim Versuch mich wieder zu entknoten. Ist die Stelle gelöst, geht es eine begeisternde, steile Tafonirinne empor zum gemütlichen Standplatz an einer Felsnadel.
Mit zunehmender Höhe nimmt auch der Blick in die Landschaft zu. Gegenüber strahlen die rot-orangenen Felsnadeln der Bavella. Ringsum ragen wildeste Zacken aus dem dschungelartigen Wald empor. Außer dem Rufen von Vögeln und dem seltenen Knattern eines Motorrads am Bavella-Pass ist es ziemlich still. Da ein kleiner, bewaldeter Kamm den Blick auf jegliche Zivilisation versperrt, fühlt man sich hier abgeschiedener, als man ist.
3. Seillänge (IV+)
Die orientierungstechnische Schlüsselstelle der Tour steht noch aus und fällt Hannah nun mit der 3. Seillänge zu. Erwähnenswert ist, dass wir in unserer (und wahrscheinlich schon richtigen Wegwahl) keinerlei fixes Material vorfinden. Das ist an und für sich auch überhaupt kein Stress. Irritiert aber, da man in den vorherigen Seillängen doch immer wieder Schlingenmaterial passierte, welches die Wegwahl ein wenig bestätigt hat. Völlig frei und entfesselt geht es für Hannah nun also in das unübersichtliche Bollwerk aus Granit. Wie zuvor – hier aber mit noch mehr Auswahl – lässt sich der Grat fast überall angehen und hat kurzzeitig mehr Wandcharakter.
Zunächst verlässt man den kleinen Kessel, in dem man sich mit der Felsnadel befindet über eine hübsche Platte und einen kurzen, steilen Tafoni. Hier hält sich Hannah leicht links an einer durch einen tiefen Kamin abgeschnittenen Kante hinauf – die Absicherungsmöglichkeiten halten sich in Grenzen. An einem kurzen, recht schwierigen Riss geht es dann nach rechts zurück in die Wand, die man bisher ein wenig tiefer traversiert hat. An dieser Stelle legt Hannah einen #3 und #1 BD und verlängert diese ganz ordentlich mit Schlingen. Eine schlaue Tat, die die Seilreibung aber allerhöchstens verringert und nicht verhindert – man biegt hier wirklich ziemlich hart ab. Sofern unsere Linienführung die Richtige war. Ein abgeflexter Bohrhaken über dem Riss deutet aber wenigstens darauf hin, dass hier mal was war.
Hannah taucht nun wieder in meinem Blickfeld auf. Ich habe all den Trubel nämlich erst im Nachstieg nachvollziehen können und beim Sichern die gelassene Ruhe inmitten meiner kleinen, sperrenden Granittürmchen genossen. Eine wenig intuitive und etwas abdrängende Querung nach rechts führt in eine plattige Rinne, welche relativ mittig am Grat liegt. Hier findet sich ein Bohrhaken und mit reichlich Seilreibung und zurückgelegter Strecke: ein recht ungemütlicher Standplatz.
4. Seillänge (IV)
Wir wechseln die Führung und ich cruise in eine hübsche, geneigte und kaum absicherbare Plattenzone. Da die „Kletterei“ hier eher reibungsbedingtes Gehgelände ist und der IV. Grad nur mit sehr viel Kreativität zu finden ist, stört das Fehlen von Rissen, Sanduhren und Haken nicht weiter. Einen eher zweifelhaften #2 BD verstecke ich mehr aus Höflichkeit noch an einem größeren Block und stehe wenig später auf dem flachen und absolut aussichtsreichen Gipfel. Voll geil! Irre Aussicht, wildeste Felsnadeln und Berggestalten im Süden. Blick bis auf das Meer. Nur ein Standplatz wäre noch ganz lässig. Am Gipfel oder Ende der Route finde ich aber nichts als Platte und Kies.
Um für einen solchen zu sorgen – der Rufkontakt zu Hannah ist schon lange passé – steige ich nach Süden schon wieder ein Stück vom Gipfel ab und finde einen gesprengten Block, in dem ich zwei Friends unter bringe. Besser als nichts. Und das Seil hat mit 60 Metern recht knapp gereicht. Bei der Seilreibung über den Gipfel hätte ich aber ohnehin nicht viel Seil einholen wollen. Hannah steigt nach und wir genießen begeistert unseren ersten Bavella-Gipfel in der exotischen Landschaft.
Abstieg (I-II)
Nur wenige Meter unterhalb meines improvisierten Standplatzes finden wir den Abseilstand. An zwei soliden, frischen Bohrhaken mit zwei Ringen eingerichtet ein ziemliches Träumchen. Vor allem weil die erste Abseilfahrt nur wenige Meter misst und wahrscheinlich auch gut abgeklettert werden könnte. Ganz so dolomitig sind die „Dolomiten Korsikas“ also vielleicht doch nicht. Zumindest nicht in der Ernsthaftigkeit ihrer Abstiege.
Nach dem kurzen Vergnügen geht es erst nach Süden und dann nach Osten an einem kleinen Bäumchen vorbei ums Eck. Auf einem schmalen Band umrundet man den Gipfel und findet auf der anderen Seite einen mit vielen Schlingen eingerichteten Abseilstand an einem toten aber noch recht robusten Baumstamm. Wir können hier ein einzelnes Doppelseil verwenden – die Abseilstrecke misst also ein gutes Stück unter 30 Meter. Im Führer stehen 35 Meter. Wir haben gepokert – und gewonnen. Nach der kurzen Abseilfahrt durch eine schattige Verschneidung landen wir in einer hübschen Scharte, welche die Punta Caletta nach Osten von ihrem Nachbargipfel trennt. Wir packen das Seil weg, wenden den Blick gen Norden und steigen in die Abstiegsrinne ein.
Viele, große Steinmänner weisen den Weg und es sind – bei der kurzen Kletterei nicht weiter verwunderlich – auch nur wenige Höhenmeter abzusteigen. Beeindruckend ist die düstere Begrenzungswand linkerhand, die an den Panzer eines Sci-Fi-Monsters erinnert und auf den ersten Blick keine Haken oder Begehungsspuren trägt. Hier sind auf jeden Fall nochmal richtig steile Platten und absurde Felsformationen zu bestaunen und wir steigen mit der Bedächtigkeit ab, die wir sonst bei der Besichtigung einer Tropfsteinhöhle an den Tag legen würden.
Gegenüber leuchtet das Hauptmassiv der Bavella aus der grünen Macchia. Mit der Punta di L’Accelu mache ich auch ein sehr konkretes Ziel für die nächsten Tage aus, denn mit ihrem langen Westgrat, dem „Arête de Zonza“ ist sie eine logische Steigerung der heutigen Kletterei. Wesentlich länger, wesentlich unübersichtlicher und ein gutes Stück schwieriger. Das Bild dominiert auch der (welt)bekannte Elefantenrücken, welcher uns stetig verfolgt und anlächelt aber schlussendlich aus Respekt nicht angefasst wird. Es muss nicht alles jetzt.
Und während man so vor sich hin träumt geht es noch über ein paar Platten und leichtere Stufen zurück zum Einstieg und dort auf bekanntem Wege zurück zur Passstraße.
Schwierigkeit, Versicherung und Material
Im Detail eine wirklich begeisternde und abwechslungsreiche Kletterei im sehr anhaltenden, oberen 4. Grad. Eine richtige Schlüsselstelle gibt es nicht – stattdessen geht es konstant durch überraschend steiles und teils auch kurzweilig überhängend-kräftiges Tafonigelände. Dazwischen dominieren Platten und Rinnen das Bild. Mir kamen die geforderten Schwierigkeiten recht human vor – der Fels wirft mit zahlreichen Henkeln um sich. Man muss sich aber auch darauf einlassen und kann hier schonmal vorfühlen, wie losgelöst man im Bavella-Granit von den Dogmen anderer Regionen und Gesteinsarten ist.
Die Absicherung ist in der ersten Seillänge noch relativ üppig an wenigen guten und einigen rustikaleren Sanduhren. Dazwischen findet man noch einen Bohrhaken. Nach oben hin lässt die Frequenz der fixen Sicherungen gefühlt ganz ordentlich nach und sind in unserer Wegwahl ab dem Standplatz an der Felsnadel gar nicht mehr Vorhanden. Die Tafoni-Abschnitte sind mit lächerlich vielen guten Sanduhren ein Selbstläufer. Dafür muss man aber auch mal im Überhang eine Hand frei haben um eine Sanduhr zu fädeln. Wir haben dafür extra kleine „Tafonischlingen“ gebastelt. Etwa 1 Meter 6mm Hard-Line in fertig geknüpften Schlingen, die schnell aus einem Caritool (Eisklettern) entnommen werden können. Dazwischen gibt es ein paar weitere Runouts, die man im plattigen Gelände in Kauf nehmen muss – mit etwas Abstand zu den Schwierigkeiten aber auch gut verkraften kann. An Einzelstellen haben wir Friends verwendet, gerade BD #1 war brauchbar. Mit 3-4 Stück klettert es sich gut, auch wenn das Gelände nicht wirklich viele hilfreiche Placements hergibt. Wahrscheinlich kommt man ohne nennenswerten Mehraufwand aber auch nur mit Schlingen durch und vermisst die Schlosserei nicht wirklich.
Mittel der Wahl sind auf jeden Fall laaaange Alpinexen. Die Seillängen sind lang und führen oft um kleine Ecken, durch Dächer und Nischen. Selbst mit wirklich spärlicher mobiler Absicherung (z.B. 3 Punkte auf 45 Metern in der 2. Seillänge) und verlängerten Exen lies sich ein bisschen Seilreibung nicht vermeiden. Wir waren mit 60 Meter Doppelseilen unterwegs.
Zusammenfassung
Wirklich genau das, was wir an dem Tag gesucht haben. Ideale, homogene und leichte Eingehtour in der Bavella, in der man sich gut auf die Bedingungen in größeren Unternehmungen ringsum einspielen kann und dabei mit etwas Spürsinn und Erfahrung in keinerlei nennenswerte Falle tappen dürfte. Und dann passiert in den vier Seillängen doch eine Menge: ein kleiner Überhang, einige Tafoni, ein lu(f/s)tiger Spreizschritt, Platten und mobile Absicherung führen zu einem Gipfel, der einen relativ einzigartigen Blick auf die Landschaft öffnet, der einem von anderen „großen Namen“ in der Region verwehrt bleibt.