Alle guten Dinge sind drei…
…denk ich mir, während ich durch den knusprigen und diesen Winter viel zu niedrigen Schnee in Richtung Bärenfleckhütte stapfe. Trotz massiver Vorfreude auf eine kleine Voralpen-Eissaison habe ich die wenigen brauchbaren Tage am Jochberg heuer zwischen Arbeit und Alltag komplett verschlafen. Der hat wenigstens einen kurzen Zustieg. Stattdessen schleppe ich inzwischen zum dritten Mal von Ohlstand kommend einen schweren Rucksack voller Kletterzeug über die wenig enthusiastischen Forststraßen und Steige gen Heimgarten-Nordwand.
Anfang Dezember war ich schonmal zu früh dran. Zu dünn (bis nicht vorhanden) waren die ohnehin eher zarten Eislinien in der versteckten kleinen Nordwand oberhalb der Bärenfleckhütte. Zu warm, nass und bröselig der lehmige Boden. Zu Silvester haben sich dann gute Bedingungen eingestellt – welche wir dann aber für die Nachbarroute Zwergentanz nutzten. Ich wurde überstimmt. Und heute – 6 Wochen später – ist schon beinahe wieder Schluss mit dem Eis in den niedrigeren Lagen. Zumindest steht der nächste gröbere Föhneinbruch bevor und Julian und ich sind höchst motiviert, dem Dornröschen doch noch eine Begehung abzuringen.

Dornröschen
Das Dornröschen stammt wie viele der anderen Eis- und Mixedlinien am Heimgarten von Ludwig Karrasch & Gefährten. Mit 5 Seillängen und knapp 140 Metern Kletterstrecke überwindet es einen von unten betrachtet ganz schön steilen und kompakten Pfeiler neben der etwas offeneren und übersichtlicheren Route Zwergentanz. Dabei folgt die Linie im unteren Teil markanten Schwachstellen in Form von engen Kaminen und Rinnen und ist mit einigen Bohrhaken für eine Winterunternehmung dieser Art eigentlich ganz passabel abgesichert. Die Schwierigkeiten sind moderat – im Vergleich zum etwas eisigeren Zwergentanz überwiegt hier aber Turf-, Dry- und Mixedgelände. Auf dem Papier aber eine weitere interessante Winterunternehmung in einer Wand, die ich diesen Winter ohnehin ins Herz geschlossen habe. Rührt der Name etwa vom Dornröschenschlaf, aus dem dieses Fleckchen in den letzten Jahren erweckt wurde?
Zustieg
Zurück zu den wenig enthusiastischen Wegen in Richtung Bärenfleckhütte. Ich hatte ja Zeit zum üben. Der wahrscheinlich schnellste und den Umständen entsprechend hübscheste Weg folgt einfach immer der Kaltwasserlaine zu besagter Hütte. Rund 700 Höhenmeter und 4 Kilometer sind zu überwinden wofür bei der dankbaren Spur und niedrigen Schneelagen knapp 90 Minuten entfallen. 30 Höhenmeter über der Bärenfleckhütte folgt man einem schmalen Pfad geradeaus in die Schlucht und steigt hier recht flach bis auf Höhe der Einstiege auf. Zack feddich. Heimgarten Nordwand.
Wir haben heute einen äußerst freundlichen und überraschend ruhigen Tag für unser Vorhaben erwischt. Das Wetter ist sonnig und stabil, die Lawinengefahr minimal und die Temperaturen knapp über Null Grad. Die Linien präsentieren sich noch im guten Zustand. Zwar hat die Schlüsselstelle am Zwergentanz im Vergleich zur Begehung im Dezember schon wieder spürbar an Volumen abgebaut und auch das Dornröschen hat seine besten Tage hinter sich – aber da geht noch was. Speziell an diesem Sonntag scheinen wir aber die einzigen zu sein, die das so sehen. Wir erreichen den Einstieg, bestücken unsere Gurte und ich starte in die markante Rampe, die mich zu Beginn der Saison schonmal noch vor dem ersten Bohrhaken abgeworfen hatte.
1. Seillänge (WI2-3 und M3)
Das ist heute nicht der Fall. Das Eis ist einigermaßen soft und gut genug ausgeprägt um den brüchigen Sand darunter zu fixieren. Der erste Haken ist rasch erreicht und markiert den Beginn einer längeren Querung nach rechts unter einen markanten Kamin. Noch ein Haken. Eine sehr kurze Eisschraube. Noch ein Haken. Üppig geradezu. Sollte man sich nicht zu sehr dran gewöhnen. Aber dazu später mehr.
- Die heute nicht ganz triviale Mixed-Passage am Ende der 1. Seillänge
- Der markante Einstieg an einer mit Eis übergossenen Rampe
- Einstieg in den steilen, brüchigen Kamin kurz unter dem 1. Standplatz
- Blick in die Wand. Mittig das üppige Eis des Zwergentanzes, daneben der felsige Pfeiler durch den sich das Dornröschen schlängelt.
Bis zu besagtem Kamin überwiegt recht einfache Kraxelei an hoffentlich tragfähiger Glasur. Eine kurze Stufe löst sich an eben dieser auch in Wohlgefallen auf. Fehlt hier das Eis ist das Gelände gnadenlos brüchig und kaum lohnend begehbar. Am Kamin ziehen die Schwierigkeiten und die Steilheit ein wenig an. Ein Schlaghaken und ein Bohrhaken wirken beruhigend, für einige Meter darf aber steil und ordentlich am Fels gekratzt werden. Gute Bedingungen wären, dass hier auch solides Eis steht – in manchen Berichten im Netz lässt sich das gut erkennen. Für diesen Genuss sind wir leider schon zu spät dran.
Der Aufschwung fordert durchaus meine nicht wirklich vorhandenen Drytooling-Fähigkeiten. Auf 3-4 Metern sind homogen kleine und teils brüchige Hooks zu verwenden und die Tritte mit Bedacht zu wählen. Kleine, gefrorene Graspolster liefern zwar kurze Momente der Entspannung, vertragen heute aber auch höchstens einen präzisen Schlag ehe sie aus der Wand fliegen oder im allgegenwärtigen Mix aus Schnee und Erde verschwinden. Zum Standplatz hin kommt sogar nochmal ein kleiner Runout zustande, den man früher im Jahr wahrscheinlich mit einer kurzen Schraube hätte entschärfen können.
Staaaand.
Julian folgt souverän durch die Rampe und den steilen Aufschwung – seine Eissaison 24/25 war fast noch kürzer als meine. Umso lässiger, dass er sich heute mit diesem kleinen, rustikalen Nordwand-Abenteuer herumschlagen will.
2. Seillänge (WI3)
Rustikal ist auch der Standplatz am Ende der 1. Seillänge. Zwar sind die Haken mit einer gelben Schlinge verbunden – der obere von den beiden wackelt aber ganz ordentlich und fügt sich damit ganz gut in das Gesamtbild aller umliegenden Felsen ein. Vielleicht hat ja nächstes Jahr mal zufällig jemand einen Schraubenschlüssel dabei.
Im Angesicht der filigranen aber schön gestuften Eissäule übernehme ich nochmal die Führung. Auf dem Papier ist das hier die Schlüsselstelle – irgendwas in Richtung WI3 – auf sehr wenigen und absicherbaren Metern. Auch hier kann ich schonmal vorwegnehmen, dass die eben erstiegene M3-Passage bei unseren Bedingungen wesentlich fordernder ausgefallen ist und wir auch noch eine kleine Überraschung in den höheren Seillängen erleben werden. Da Überraschungen heute ohnehin unser Ding sind, nehmen wir auch zur Kenntnis, dass hier ein weiterer bisher dokumentierter Zwischenhaken fehlt. Bei 2 Haken in der Seillänge macht das immerhin einen Schwund von 50%.
Dank brauchbaren Eisresten keine allzu große Baustelle. Der Haken liegt mit mitsamt Schraube auf einem Absatz unter dem Kamin.
Etwa doch Baustelle?
- Fein! Die enge, vereiste Rinne in der 2. Seillänge
- Nordwandern
Mit ein paar vorsichtigen und bewussten Zügen ist die kleine Eissäule rasch überwunden. Immer wieder lässt sich elegant seitlich an den Fels ausspreizen und der Bohrhaken am oberen Ende der kleinen Säule erstickt jedes Gefühl von Angst im Keim. Eine wirklich hübsche Crux und faszinierende Eisformation in einer schmalen Rinne. An ihrem Ende führt steiler Firn der Rinne folgend über eine kurze Eisstufe zum Standplatz auf der linken Seite. Diesmal sind beide Haken solide. Und Julian’s Nachstieg ist es auch.
3. Seillänge (M2)
Direkt gegenüber baut sich schon die nächste markante Einzelstelle auf: Eine schmale Kaminrinne, welche heitere und dreidimensionale Kletterei am Fels verspricht und einigermaßen unscheinbar daherkommt. Julian steigt in die 3. Länge ein und erfährt die nächste Überraschung. Der Schein trügt. Mit etwas Schnee und Vereisung spaziert man hier wahrscheinlich einfach durch. Heute müssen wir feststellen, dass von den positiven Tritten nur die Hälfte überhaupt belastbar ist und viele der im Rinnengrund verkeilten Klemmblöcke ihrem Namen nur ungenügend gerecht werden. Ein Haken auf halber Höhe rechts löst den Knoten und Julian dann auch den Rest der Kaminrinne, bevor er nach links aus meinem Blickfeld verschwindet.
Über dem Kamin gibt es zunächst nur einen logischen Weg – dem Gully folgend in steilem, gestuften Schnee empor. An einem sperrenden Block und Aufschwung unterhalb der ersten Latschen sollte man sich aber etwas genauer umschauen und hoffentlich auf den etwas versteckten Standplatz leicht links der Fallinie der Rinne stoßen. Sonst sieht es – wie auch schon auf dem Weg hierher – recht mager aus mit zusätzlicher Absicherung. Auch das ist mit geeigneter und tragfähiger Schneeauflage kein Problem. Fehlt hier der Schnee dürfte es aber erneut äußerst heikel werden.
- Am Ende der 2. Seillänge wartet nochmal ein kurzer, einfacher Eisaufschwung im Gully
- Blick in die Kaminrinne der 3. Seillänge
- Am Ende der 3. Seillänge – der Nase nach
- Gar nicht so einfach wie es aussieht
Julian bekommt links noch eine Schlinge um ein Köpfl gelegt und findet dann auch den recht luftig gelegenen Standplatz auf einem kleinen Absatz am linken Ufer. Ich schließe zu ihm auf, staune ebenfalls über den falschen Eindruck, den die Kaminrinne nach unten entsandt hat und freue mich dann über die Meter im griffigen, steilen Firn. An diesem Punkt könnten wir mit einmaligem Abseilen äußerst elegant wieder an den Wandfuss gelangen. Nicht, dass wir das wollen würden. Ein kleiner Meilenstein ist es trotzdem. Und streckenmäßig haben wir hier bereits deutlich mehr als die Hälfte der Tour überwunden. Mental leider noch nicht.
4. Seillänge (M2)
Leck ist das gruselig
Was sich als nicht mehr allzu spektakulär liest – irgendwas mit M2 und Steilgras, welches ich eigentlich immer ganz gerne mag – entpuppt sich als persönliche Schlüsselstelle. Vom Stand weg geht es über einen kurzen Links-Rechts-Schwenk unter den Latschen wieder zurück in die Rinne. An einem Block in Falllinie der Rinne findet sich sogar ein letzter Bohrhaken. Bisher ist das Gelände auch noch einigermaßen zahm. Steiler Firn. Nicht so fest, wie man es sich wünschen würde, dank Rinne aber auch nicht sonderlich luftig.
Etwa nach 15 Metern öffnet sich das Gelände und die Rinne mündet in einer steilen Schrofenflanke. Die Absicherbarkeit geht gegen 0. Nur in Bewegungsrichtung rechts gibt es einige Latschen. Der Standplatz ist an einem Wändchen über mir bereits auszumachen. „Zum Greifen nah“ wäre vielleicht ein bisschen übertrieben – ich rechne mir in der Draufsicht aber kein allzu kniffliges Gelände aus. Statt Flow auf griffigen, gefrorenen Graspolstern und gestuftem Fels finde ich nach nur wenigen Metern das Gegenteil vor. Kaum Turf, unter den Füßen zerfallende Absätze und brüchigster Fels – elegant kaschiert von wenigen Zentimetern Schnee. Kurzum:
Nix is fix
- Eklige Schrofen in der 4. Seillänge. Der direkte Ausstieg zum Stand war mir zu wackelig – daher die Umgehung links im Bild über eine solidere Schneerinne.
- Julian am Ende meiner kleinen Umgehung
Mit einer tragenden Schneedecke bestimmt spaßig – so wie vorgefunden beinahe grenzwertig. Ich kämpfe mich irgendwie bis 2 Meter unter den Stand wo ein kurzer, noch steilerer Aufschwung zu überwinden wäre. Ich finde keinen einzigen brauchbaren Hook. Der Versuch hier auf Verdacht hochzubraten wäre klassisch 50:50 – mit der Option auf einen 20 Meter Flug durch gestuftes Gelände. Keine Option, die ich heute in Kauf nehmen möchte. Ich nehme den Fokus weg von dem bröseligen Würfelzucker, den ich seit einigen Minuten zornig anstarre oder mit meinen Nomics massiere. Rechterhand fällt mir eine robuste Latsche auf – und dahinter eine mit mehr Schnee gefüllte Rinne. Eine logische Umgehung dieser ungeplanten Crux? Sie ist durch einen kleinen Grasgrat von der Schrofenflanke getrennt und mindestens einen Versuch wert.
An einer gerade noch so lehrbuchmäßigen Wurzel hinterlasse ich eine Schlinge als Zwischensicherung und quere in die Schneerinne neben dem Schrofenwändchen. In tiefem Schnee auf grasiger (und damit etwas berechenbarer) Grundlage überwinde ich hier die wenigen Meter, die mir in der direkten Variante gefehlt haben. Ich übersteige den Standplatz um einen Meter und krieche dann vorsichtig zurück auf das Band und zu den Bohrhaken. Ein unverhofft wilder Ritt – an einer Stelle wo ich ihn nicht zwingend erwartet hätte.
5. Seillänge (M1-2)
Julian überlässt mir den letzten Vorstieg, welcher wie ein Damoklesschwert über uns lauert und auf den ersten Blick ähnlich gruseliges Gelände verspricht. Zum Glück löst sich diese Länge wesentlich schöner auf. Der vagen Rinne folgend geht es gestuft und teils an wirklich feinem Turf empor. Dabei ist die Kletterei aber nicht mehr wirklich ausgesetzt und an den begrenzenden Latschen brauchbar abzusichern. Vor einem sperrenden Wändchen finde ich rechts den üppig mit Schlingen eingerichteten Latschenstand. Den letzten unserer Tour. Julian pickelt fotogen durch das steile Gras und schließt zum Standplatz auf. Feierabend?
- Am Ende der 5. Seillänge finden wir tatsächlich noch ein paar Meter genüsslichen Turf
- Der Latschenstand am Ende der Route
Ausstieg zum Grat
Noch nicht ganz. Mit dem Klettern der letzten Seillänge haben wir uns beinahe dazu entschieden den Ausstieg auf den Grat zum Heimgarten anzugehen. Das sind weitere 150 Höhenmeter in winterlicher Rinnenstapferei. Da wir keine wirkliche Vorstellung von dem Gelände haben bleiben wir zunächst am laufenden Seil – stellen aber rasch fest, dass es das wirklich nicht mehr braucht. Dafür entpuppt sich der Ausstieg als überaus logische, spaßige und landschaftlich reizvolle Verlängerung des Bergtages.

Nur wenige Meter Latschenkampf – nämlich vom Stand weg nach rechts und dann linkshaltend durch eine schmale Latschengasse in offeneres Gelände. Unter einem großen Baum wird erneut über Latschen ein kleines Amphitheater nach rechts gequert und dann oben raus erneut rechtshaltend in die benachbarte Rinne verlassen. Ab hier geht es flowig und intuitiv durch die gangbaren Firnrinnen in der nun spürbar flacheren Flanke. Im Zweifel orientiert man sich immer eher nach rechts und wechselt noch ein weiteres Mal die Rinne. Zumindest machen wir das so und stoßen ohne Schwierigkeiten auf 1666 Metern auf den Wanderweg zum Heimgarten. Falls man hier nochmal den Pickel schwingen muss, dann nur für wenige Meter M1 oder kurze Stufen im Turf.
- Dirty!
- Überraschend schöne Tief- und Fernblicke in der Ausstiegsflanke
- Oben ist es einfach schöner
Wunderschön der Ausblick ins Voralpenland und das blaue (heute graue) Land mit seinen Seen und Hügeln. Unter tiefblauem Himmel ragen bereits kleine Berge wie die gegenüberliegende Hörnlegruppe aus dem talnahen Dunst heraus. Kein schlechter Tag für Berg – wie es auch die vielen Wanderer am Heimgarten zu wissen scheinen.

Am Wanderweg angekommen gibt es dann noch die ersten, fahlen Sonnenstrahlen, welche wir in der heute ziemlich gemütlichen Nordwand gar nicht so sehr vermisst haben. Im Süden bauen sich prächtig die weißen Gipfel von Karwendel und Wetterstein auf. Den von hier erschwinglichen Heimgarten sparen wir uns.
Abstieg
Auf bekannten und dankbar eingespurtem Steiglein geht es rasch talwärts. Wenig später ist erneut die Bärenfleckhütte passiert und dann übernimmt sowieso der Autopilot im altbekannten Wandergelände zwischen Illing, Heimgarten und Rauheck. Die Route haben wir heute rückblickend in recht guten aber bestimmt nicht den bestmöglichen Bedingungen erwischt. Die wären dieses Saison wahrscheinlich wirklich um oder kurz nach dem Jahreswechsel gewesen. Dennoch ein Träumchen nun beim 3. Marsch an diese versteckte Nordwand noch mein initiales Ziel der Begierde mitgenommen zu haben. Wahrscheinlich wird es aber ohnehin nicht das letzte Mal gewesen sein.
Nur so’n Gefühl

Schwierigkeit, Versicherung und Material
Ziemlich abwechslungsreiche und kurzweilige Winterunternehmung, die wahrscheinlich eine vergleichsweise lange „Saison“ aufweist und keine perfekten Eis-Bedingungen erfordert. Mir gefällt die steile, felsige und im unteren Teil die Schwachstellen des recht kompakten Wandteils nutzende Linie ein kleines bisschen besser als der benachbarte Zwergentanz, welcher aber definitiv mehr und ergiebigere Meter im Eis hat.
Die Schwierigkeiten halten sich stets in Grenzen und sind in den Schlüsselstellen für eine Tour dieser Art sehr gut abgesichert. Im unteren Teil sollte mit M3 und WI3 gerechnet werden – stets unterbrochen von Bändern und Ruhepositionen. Die feine Säule in der 2. Seillänge macht wirklich Spaß und dürfte bei normalen Bedingungen kaum entscheidend für den Durchstieg der Route sein. Als unverhofft rustikal haben wir die 4. Seillänge erlebt – hier kommt ein relativ ordentlicher Runout zustande und die brüchigen Schrofen verdienen eine gute Schneeauflage. Aus ähnlichen Gründen bin ich im Dezember schonmal in der 1. Seillänge umgedreht. Das Dornröschen ist in meiner naiven Wahrnehmung jetzt kein wirklich delikater Geheimtipp als reine Drytooling-Unternehmung oder Nordwand ohne Eis. Geht bestimmt – gräbt im Zweifel aber den halben Berg um.
Die Absicherung ist mit Haken in den ersten zwei Seillängen recht gut. Ab der 3. Seillänge gibt es nur noch zwei Zwischenhaken für den Rest der Route – allerdings an recht brauchbaren Stellen. Die weitere Absicherung geschieht – sofern erforderlich – mit Schlingen an Latschen oder Köpfen. Passagenweise ist im leichteren Gelände für mehrere Meter auch keine wirklich ergiebige Absicherung möglich. Klemmgeräte lassen sich in meiner Wahrnehmung nirgends sinnvoll verwenden – der Fels ist ziemlich geschlossen und brüchig. Die Stände sind – abseits vom wackelnden Haken am 1. Standplatz – gut, bequem und mit akzeptablen Schlingen verbunden.
Mit 50-Meter Halbseilen kann man vom 3. Standplatz ziemlich elegant in gerader Linie zum Einstieg abseilen. Das ist vor allem interessant, wenn man nicht plant zum Grat auszutoppen.
Topo
Mach ich nicht oft. Da es zum Dornröschen aber bisher nur ein sehr vages Topo im Netz gibt hier noch ein kleiner, hoffentlich hilfreicher Beitrag meinerseits. Mit Hinweis auf die Stand 02/2025 fehlenden oder losen Haken, ein bisschen mehr Landschaft und meiner rettenden Umgehung in der 4. Seillänge. Wie immer gilt: keine Garantie für Richtigkeit. Nur eine Momentaufnahme und nur eine Rekonstruktion aus meiner altersgemäß schwächelnden Erinnerung.

Zusammenfassung
Nordwand-Light! Mit an diesem Tag gemütlicher Temperatur, etwas Multitasking und spaßigen Einzelbewegungen an Fels, Eis, Schnee und Turf in feinem Ambiente.