Feierabendtouren sind spätestens seit Andy84 und der Rettung von 99 Schülern aus einer Solchen eine ganz besondere Kategorie. Ich mag sie:
Es schwingt immer ein Hauch von Wahnsinn mit und die etwas freche Möglichkeit, die Heimat in den Bergen im großen Stil auszunutzen. Für eine Feierabendtour gelten die Gesetze des gemeinen Wanderns nicht mehr. Je abwegiger der Plan, desto feierbarer der Abend. Und mit der notwendigen Geschwindigkeit und einer Stirnlampe lassen sich gerade in den langen Sommermonaten ganz interessante Feierabendrunden drehen. Ich zähle dazu mittlerweile auch Berge wie die Obere Wettersteinspitze, den kleinen Waxenstein und einige Mehrseillängen und warte bereits darauf, dass ich auch meinen ganz eigenen, zweifelhaften Ruhm für die Verführung von Schulausflügen ernte. Bis es so weit ist, beschenke ich diese magische Kategorie aber fleißig um neue Kapitel.
Zugegeben der Südwestgrat auf die Viererspitze ist bestimmt keine ganz große Unternehmung und wir keine ganz wilden Bergsteiger. Mit einigen Höhenmetern, ein paar netten Seillängen und einem alpinen Abstieg über den Dächern von Mittenwald geht sich dann aber doch eine ziemlich schöne Runde aus, in der wir zu dieser Zeit (natürlich) alleine waren.
Zustieg (II)
Etwas irre fühlt es sich schon an als wir am Parkplatz “Am Waudl” starten und die Viererspitze – aus dieser Richtung ein kühnes und markantes Horn in der ersten Reihe des Karwendelgebirges – unendlich weit weg erscheint. Wir sind auch beide nicht so ganz fit und offenbaren uns das auch gegenseitig. Und stapfen dann kollektiv weiter. Solche Aussagen hatten bislang nur wenig Auswirkung auf die geplante Tour. Und auch diese Runde wird keine Ausnahme werden.
Wir stapfen durch den großen Lawinenwall, welcher Mittenwald vor seinen winterlichen Hausbergen schützen soll, und biegen dann auf den Karwendelsteig ab. Hier unten führt er noch in angenehmen aber durchaus direkten Serpentinen durch den Wald. Aber der Mittenwalder Hütte wird er deutlich alpiner und endet letzten Endes an der Bergstation der nicht ganz unumstrittenen Karwendelbahn. Als “Wanderweg” wird er scheinbar häufig unterschätzt und sorgt in relativ regelmäßigen Abständen für Rettungseinsätze der Bergwacht. Ich bin ihn noch nicht gegangen und auch heute biegen wir bevor es spannend wird & einige Höhenmeter unterhalb der Mittenwalder Hütte ins Gelände ab. In der Hoffnung, dass es bei uns auch halbwegs spannend zugeht. Ist ja immerhin eine Feierabendtour.
Die Abzweigung auf knapp 1450 Metern lässt sich mit einem halbwegs wachen Auge wirklich nicht verfehlen. Hier ist alles geboten. Blaue Markierungen, ein Baum mit Holzmarterl und ein deutlicher Pfad. Man ignoriert eine vermeintliche Weggabelung – die Pfade führen wenige Meter später wieder zusammen und ich bin einfach auf dem oberen Geblieben und verlässt dann rasch den Wald. Ab hier wird es schlagartig einsamer und eindrucksvoller. Tausend Türmchen und Rinnen durchziehen die zerklüfteten Wände oberhalb. Zur linken Seite geben das Tagesziel, die Viererspitze und der sonst oft übersehene Koflerturm ein gutes Bild ab. Die ausgewaschene Aufstiegsrinne, in der sich ein Großteil des sehr spaßigen Aufstiegs abspielen wird ist auch schon zu erkennen.
Wir passieren ein kleines Altschneefeld und Geröll und folgen dann ohne Höhenverlust mal roten und mal blauen Markierungen auf der Pfadspur durch einen großen Kessel. Immer wieder gibt es Tiefblicke in die vielen Schluchten die hier ins Tal hinabziehen und kurz vor erreichen unserer Rinne darf zum ersten Mal kurz gekraxelt werden. Es geht, maximal im 2. Grad, eine gutmütige aber etwas erdige Stufe hinauf und dann direkt wieder absteigend in eine Schlucht. Der Fels ist überwiegend plattig und fest. Irgendjemand hat hier sogar Bohr- und Schlaghaken versenkt.
Während Hannah das wahrscheinlich letzte Wasser der Tour nutzt steige ich im Schrofengelände auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht wieder auf und finde rasch wieder einen Pfad und einen Steinmann.
Und jetzt geht alles ganz schnell. Kurz queren und um’s Eck spazieren und unser Pfad endet in einer grellen, weißen Rinne. Der Fels ist vom Wasser glattgeschliffen und plattig, alles was hier überdauert hat ist bombenfest. Obwohl die Hitze inmitten von Latschen und Kalkplatten trotz später Stunde noch ganz schön reinhaut gehen wir die Rinne direkt an. Meist ist es Gehgelände, kleine Stufen dürfen auf Reibung überklettert werden und ganz wenige Meter erfordern sogar einen Spreizschritt. Aber – um es nach Andy84 zu sagen:
Und wirklich steil ist es auch nicht. Auch die Orientierung bleibt erstmal naheliegend. Die Rinne ist auf beiden Seiten von dichtem Latschengestrüpp gesäumt und lädt absolut nicht zum falsch abbiegen ein. Und es ist eine wirklich spaßige Art zuzusteigen. Die Höhenmeter fliegen so vor sich hin während wir Stufe für Stufe anpeilen und überklettern. Anregender und kurzweiliger als jede Forststraße. Zu unserer rechten Seite kommt langsam der Koflerturm wieder hervor und sieht auf die kurze Entfernung noch spektakulärer aus. Ich muss ganz definitiv nochmal hier her – und zwar mit ihm als Ziel. Was für ein geniales Stückchen Fels, das aus dem Tal gesehen perfekte Tarnung vor den anderen Wänden genießt.
Grob auf halbem Wege durch die Rinne macht das Gelände einmal kurz merklich auf. Falls man sich versteigen will – hier ist die perfekte Gelegenheit. So auch wir. Zumindest gehen wir einen kleinen Umweg, als Hannah’s Drang die Rinne zu verlassen überwiegt und ich ihr schweigend hinterhersteige weil ich vermute, dass sie eine raffinierte Umgehung gesehen hat. So landen wir in einem plötzlich deutlich brüchigeren Aufschwung links hinauf. Dabei ist die bewachsene Erhebung links der Rinne und gegenüber des Kofelturms noch nicht die Viererspitze. Oder allenfalls der Vorbau vom Vorbau. Nichts was uns weiter beschäftigen muss.
Ich mache den Mund auf und wir queren nach rechts, erneut brüchig, steil und weniger empfehlenswert zurück in die ausgewaschene Rinne. Ist eh viel schöner da. Der zweite Teil der Rinne – unter der echt wilden Ostwand am Koflerturm – ist steiler und anspruchsvoller. Dabei aber nicht weniger spaßig und dem generellen Konzept Rinne folgend auch nicht ausgesetzt. Lediglich die Aufschwünge und Stufen werden etwas länger und höher, die Einzelstellen etwas plattiger und die Menge von reinem Gehgelände geht merklich runter. Es macht wirklich Spaß. Ich kann hier bereits vorwegnehmen, dass uns die Kletterei im Auf- und Abstieg wesentlich besser gefallen hat, als der Südgrat selbst. Was der Tour aber überhaupt keinen Abbruch tut. Und wo ich mich so umsehe könnte man auch behaupten die unten schon geile Rinne würde nach oben hin immer besser.
Das wäre in all den hübschen und festen Platten eine valide Aussage. Wären da nicht die letzten 50 Meter in denen wir die Rinne langsam nach links ins brüchige, grasdurchsetzte Gelände verlassen und dabei auf die Viererspitze zugehen. Zur Orientierung – das ist erst der Fall, nachdem man den Koflerturm (das große Dings rechterhand) hinter sich gelassen hat und über dem Block mit einem markanten kleinen Felstürmchen eine Scharte ausmachen kann. Ansonsten Bilder gucken. Oder dem Gefühl nachlaufen. Oder der Lehrkraft folgen. Klappt alles auch.
Am Felsen ein Stückchen nach links der Wand folgen, bis diese merklich ungemütlich und unlogisch in eine Rinne abbricht. Ich bin froh, dass wir vorher bei unserem kurzen Irrweg neben der Rinne nicht weiter gerade hoch sind. Wir wären wahrscheinlich irgendwo hier gelandet. Hier befindet sich der mit Bohrhaken gesicherte Einstieg. Außer man möchte die Schlüsselstelle, eine kurve IVer Stufe, rechts im leichteren Gelände umgehen. Dann geht man nicht bis zum Bohrhaken am Wandfuß entlang und sucht schon früher im gestuften Kalk seinen Weg auf den Grat. Dieser Einstieg hätte aber überall und nirgendwo sein können. Ich habe ihn zwar auch nicht aktiv gesucht aber schon probiert die Augen offen zu halten und zumindest kein fixes Material gefunden. Spätestens in dieser Variante ist also Eigeninitiative gefragt. Oder langes Steigen ohne Zwischensicherung – dann erschließt sich mir die “Entschärfung” der Schlüsselstelle aber auch nicht wirklich. In der angenehmen Abendsonne und zwischen strahlenden Kalkmauern bereiten wir uns Kletterzeug vor.
Mangels Routenkenntnis haben wir natürlich ein Seil dabei und verwenden dieses auch und sind sonst vergleichsweise dünn ausgestattet. Die Route gibt das her aber neben einer Standplatzschlinge und 4 Expressschlingen fühlt sich der Gurt dann doch sehr leicht und leer an.
1. Seillänge (IV)
Hannah steigt vor. Die erste Expresse lässt sich eigentlich aus dem Stand heraus schon einhängen und clippen – dann ist für einen kurzen Moment kraxeln angesagt. Es gibt zwar gute Griffe und Tritte, beides ist aber nicht allzu zahlreich vorhanden und die Stelle drängt einen für einen kurzen Moment etwas ab. Hat man dann den ersten Meter überwunden, so darf man 2-3x mal in die über der Stufe ansetzende Rinne greifen und wird sich vielleicht wundern, wenn man dort nicht sofort den obligatorischen Henkel findet. Ich habe ihn auch nicht gefunden. Die ersten 3 Meter sind somit kletterbar aber für einen kurzen Moment trickreich und etwas unübersichtlich und lösen sich im ersten Stück der Rinne nicht wie erwartet auf.
Hat man sich erstmal in die Rinne geschoben befindet man sich aber plötzlich wieder im authentischen 3. Grad und kann noch einige Male an festen Henkeln ziehen und einen Normalhaken einhängen bis man in eine brüchige und weitläufige Schrofenflanke ausgespuckt wird. Hier cruist man einfach geradewegs zum Standplatz mit Ring.
2. Seillänge (III-)
Ich wage zu behaupten, dass man diese Seillänge noch an die erste hätte anhängen können. Ausprobiert habe ich das nicht – ein wenig lachen müssen wir aber schon als ich 30 Sekunden nach verlassen des 1. Standplatzes schon wieder “Staaaand” flüstere. Flüstern, weil Hannah noch neben mir steht. Also fast.
Es geht 10 Meter – wenn überhaupt – über leichtes Gelände (II) hinauf und hinab auf einen kleinen, schmalen Verbindungsgrat in einer Scharte. Hier ist direkt der nächste Standplatz. Gut, der Tiefblick nach links in einer steil abfallende Rinne ist ganz nett aber sonst gibt es hier nicht allzu viel zu erleben. Ich hole Hannah nach.
Über uns kreisen mittlerweile zwei Gleitschirme und rauschen immer wieder an den Türmchen und Wänden entlang. Es scheint ordentlich Aufwind zu haben, denn als ich ein zweites Mal schaue sind sie nicht mehr unter uns sondern weit oben im azurblauen Himmel. Die drehen auch eine Feierabendrunde. Nur auf einem anderen Medium.
3. Seillänge (III+)
Á propos Medium – der Kalkaufschwung vom kleinen Grat weg ist wieder etwas fester und griffiger. Hannah arbeitet sich nun an einem weitläufigen aber recht gut abgesicherten Pfeiler hinauf und ist vergleichsweise lang unterwegs. Die Seillänge ist mit 52 Metern aber auch vergleichsweise lang.
Auf dem Weg finden sich Schlaghaken verschiedenster Form und Farbe und auch ein Bohrhaken geht her. Unterm Strich für das nach einem kurzen Aufschwung wieder deutlich flachere, gestufte und leichte Gelände eine ganze Menge Metall. Als sich der Grat wieder merklich zurücklehnt lässt die Kletterei ab und der Schotter nimmt zu. Ich schließe im langsam aber sicher sehr goldigen Abendlicht zu Hannah’s Standplatz auf. Es ist auch schon der letzte vor dem Gipfel, von dem uns nur noch eine Seillänge trennt. Gegenüber geben Koflerturm, Karwendelspitze und Linderspitzen ein tolles Bild ab und ruhen still und abweisend in der warmen Sommerluft. Einen wirklichen Tiefblick nach Mittenwald gibt es nicht und so fühlt man sich für einen Moment doch relativ einsam hier oben.
4. Seillänge (III+)
Ich kriege doch noch meinen längeren Vorstieg ab und steige die nächsten 50 Meter durch einfaches IIIer-Gelände vor. Eine kurze Stufe mit Bohrhaken lässt sich über mehrere Wege erklettern und auch rechts gibt es eine Variante mit Schlaghaken. Ich glaube ich bin sogar dort entlang. Hier soll sich nochmal eine III+ versteckt haben, vielleicht bin ich diese aber damit auch einfach umgangen. Es ist weiterhin steiles Gehgelände und einfache Kalkstufen und in dem weitläufigen Gelände kann vielerorts gekraxelt werden – ich könnte im Nachhinein keine Stelle benennen, die zwingend geklettert werden müsste und sich irgendwie aus dem Rest der Seillänge hervorheben würde.
Dann ist der Spaß auch schon vorbei und ich erreiche den Gipfel über Mittenwald, hole Hannah nach und staune über den Blick in die umliegenden Berggestalten. Die Viererspitze ist hier oben viel weniger luftig und exponiert als es aus dem Tal gesehen den Anschein macht.
Abstieg (II)
Wir ignorieren gekonnt Bohrhaken im Gipfelbereich, die wahrscheinlich Abseilstellen darstellen und folgen dem kurzen und schmalen Grat vom Gipfel in Richtung Osten. Unten zwischen den Latschen ist bereits ein kleiner Pfad zu erkennen, der hinter einigen Felstürmchen verschwindet und dann hinüber zur Kreuzwandspitze zieht. Da müssen wir lang. Es sind einige steile Stufen abzuklettern, dazwischen ist eine schwache, bröselig Pfadspur zu erkennen. Es ist nie richtig luftig oder schwierig, geht aber dennoch als einwandfreies Absturzgelände durch. Alpiner Abstieg einfach – wenig hinzuzufügen. Um uns herum werden die vielen kleinen Türmchen und Felszacken in langsam rötlicheres Sonnenlicht getaucht. Es herrscht eine perfekte Stille. Der Abschnitt mit der leichten Kletterei ist hier dankbar kurz und mündet schon rasch in einen tiefen aber gutmütigen Kamin. Auf den ersten Blick entfährt es mir trotzdem.
Den Boden erreicht ist der Weiterweg naheliegend. Auf deutlichen Pfaden nach Süden auf die Wände der Karwendelköpfe zu. So richtig viele andere singstiftende Möglichkeiten findet man ohnehin nicht vor. Bei erreichen einer grasigen Scharte zwischen den Karwendelköpfen und der Viererspitze halten wir uns nach links auf die etwas vorgelagerte und isolierte Kreuzwand zu, neben der wir ins Dammkar absteigen wollen.
Tatsächlich passiert hier wenig aufregendes mehr im Sinne des Weges. Umso wilder ist der Sonnenuntergang hier oben. Wenn das die Schulklassen sehen könnten. Wir haben auf jeden Fall keinen Stress mehr – der Abstieg ist so lang, dass wir sowieso in die Dunkelheit geraten und dabei so leicht, dass uns das herzlich egal ist. Wir traumtänzeln durch die so wunderschöne, sommerliche Berglandschaft.
Der Sonnenuntergang will heute nicht enden. Oder wir sind einfach halbwegs flott unterwegs. Denn als wir der Viererspitze endgültig den Rücken zukehren und ins felsige, schattige Dammkar absteigen glühen die Berge immer noch vor sich hin. Hier verlieren wir zwischen hochragenden Wänden schnell an Höhe, ich kriege von Hannah noch einen Fels an den Knöchel gerollt welcher aufgrund fahrlässiger Bergschuhwahl frei lag und im letzten Dämmerlicht fahren wir den Kies in Richtung Dammkarhütte ab. Am Straßenrand sichten wir auch noch die hier oben versteckten Klettereien an der Kreuzwand wie die “Luftige Kante” und die “MaMa Kante”. Beide schauen in der stillen Abendstimmung herrlich plattzig und reizvoll aus. Für eine der beiden werden wir in wenigen Wochen hierher zurückkehren.
An der Dammkarhütte vorbei leisten wir uns noch einen kleinen Schnitzer und biegen unter den imposanten Nordwänden der Kreuzwand nach links auf den Ochsenbodensteig ab. Die Idee war es anstelle der steilen Forststraße über liebliche Pfade zurück nach Mittenwald zu gelangen. Die Praxis, ein Gegenanstieg von 150hm, weiß dann nur mäßig zu überzeugen.
Schwierigkeit, Versicherung und Material
Ich mag diese kleinen, einfachen Kantenklettereien und zähle mittlerweile mangels anderer Hobbys dutzende Wiederholungen an den linken Achseln, Reindlkanten und Weiblkanten der Ammergauer Alpen. Unter all diesen reiht sich der Südwestgrat auf die Viererspitze nun als die leichteste und leider auch unspektakulärste ein. Zumindest im Sinne der Kletterei. Diese ist bis auf einen knackigen Zug am Einstieg für den aufgerufenen Grad sehr sehr einfach und beinahe nie exponiert. Auf weiten Strecken überwiegt gestuftes Gehgelände, das kaum Kletterei erfordert. Aufgrund vieler loser Steine auf den Bändern würde ich aber dringend einen Helm anraten.
Das tolle Panorama und der schöne Zu- und Abstieg werten die Route ganz erheblich auf. Als eigenständiges Kletterziel macht das bestimmt keinen Sinn und der Zustieg dürfte den meisten “Kletterern” dann ohnehin zu lang sein. Wer sich aber schon immer mal auf das kühne Horn über Mittenwald schwingen wollte, darf die Überschreitung via Südwestgrat durchaus als Normalweg und hübsche, einsame Bergfahrt verstehen, in der es links und rechts viel zu entdecken gibt.
Die Absicherung ist okay – besteht zwischen den Ständen aber nur aus sehr sporadischen Schlaghaken und selten Bohrhaken. In dem leichten Gelände vermisst man aber auch nichts. Wir waren auf dieser Feierabendtour mit 60 Meter Einfachseil unterwegs – in dem weitläufigen Gelände hätte man aber bestimmt auch mit kürzeren Seilen einen Köpflstand gezaubert bekommen. Mit 52 Metern in der längsten Seillänge machen die 60 Meter aber schon Sinn – zumindest kann man sich dann ganz sorglos von Stand zu Stand schwingen. Für potentielle Schulklassen wären das dann – sofern in 33 3er Seilschaften geklettert wird – 66 Zwillingsseile und 132 Expressschlingen. Enjoy the ride.
Fazit
Nette Runde über Mittenwald, die mit Zu- und Abstieg eine hübsche Rundtour durch die zerklüftete Bergwelt des Karwendels bietet. Rein als Mehrseillänge oder der Kletterei halber aber kaum lohnend, man hat definitiv mehr Spaß, wenn man sich auch noch für Anderes begeistern kann.