Ziemlich genau vor einem Jahr hat es Marina und mich am Riffeltorkopf vom Winde verweht. Dazu noch ein bisschen Steinschlag, ein bisschen Versteigen und – wie wir später herausfinden – ein bisschen Covid-19 und fertig ist der Cocktail, der zu einem ungeplanten und langen Rückzug aus der Route “Die Maus, der Tiger und der Käfer” führt. Mein Urteil nach dieser Tour fiel einigermaßen verheerend aus:
Ich möchte nicht über die Route urteilen, bevor ich sie einmal ganz geklettert bin. Es gehört aber auch zur Wahrheit dazu, dass ich die untere Hälfte als sehr unlohnend empfunden habe und das nicht aufgrund der Bedingungen. Die Platte am Einstieg ist bestimmt eine eindrucksvolle und lässige Seillänge, aber was danach kommt ist erstmal nur stumpfes, langatmiges und – das stetige Steinschlagrisiko bedenkend – nicht völlig ungefährliches Schrofengekraxel.
– Jan, 2022 n. Chr.
Gar so konsequent war ich mit meinem Vorsatz diese Route nicht nochmal anzugehen nicht, denn im sonnigsten September 2023 zieht es mich wieder zum und diesmal auch auf den Riffeltorkopf. Diesmal ist weniger Covid-19 an Bord, das Wetter ist um ein vielfaches netter und der Wind schwächer. Da kann ja eigentlich gar nicht mehr so viel schief gehen. Dennoch fällt es mir mit einer für mich doch intensiveren Vorgeschichte zu der tierischen Route schwer, den zweiten Anlauf als komplett eigenständiges Erlebnis zu halten. Und so springen wir hier auch ab und an ein Jahr zurück. Wenn mich neben der Tour am Riffeltorkopf eines beeindruckt hat, dann nämlich der Unterschied wie Tag und Nacht zwischen meinen beiden Versuchen.
Ich habe Laura mit dabei und fairerweise ist es ihr erstes Mal im Fels. Den Riffeltorkopf habe ich mir vor allem ausgesucht, da er sich über die Zahnradbahn relativ schnell erschummeln lässt. Nachdem wir heute eher spät loskommen und die Tage schon spürbar kürzer sind, sehe ich hier den besten Kompromiss aus wilden Bergen, moderater Tourenlänge und einem Hauch von Abenteuer. Die Alternative wäre irgendeine Gemüserampe in Oberammergau gewesen. Auch hübsch – aber eben nicht das Selbe.
Zustieg (I)
Als wir am Riffelriss aus der Zahnradbahn springen steht die Sonne schon ordentlich tief. Auf jeden Fall muss diesmal Vieles schneller gehen, sonst hängen wir in tiefster Nacht noch in der Wand. Im Nachhinein sei angemerkt, dass wir dann zumindest Polarlichter gesehen hätten. Nächstes Mal.
Der Zustieg ist kurz und direkt. Da ich letztes Mal vom Eibsee gestartet bin, habe ich das alles viel nerviger im Kopf gehabt – mit Bahnunterstützung sind es ein paar flotte Serpentinen auf sonnigen Pfaden bis man die Latschen verlässt und auf die weite Schotterebene der Riffelreiße hinaustritt. Fast schon geschenkt. Und dafür befindet man sich wirklich inmitten einer ziemlich großen, kargen und alpinen Bergwelt.
Auf geeigneter Höhe (ca. 1850 Meter) – je nach Jahreszeit und Sehschärfe lässt sich auch eine vage Pfadspur erkennen – verlassen wir den markierten Pfad zur Riffelscharte und queren möglichst ohne Höhenverlust nach links durch das weite, lose und einigermaßen steile Schotterfeld. Dabei visiert man einen kleinen, bewachsenen Grat an, der von der Westwand des Riffeltorkopfes hinabzieht und uns vom Einstieg trennt. Ein kleiner Abstieg wird sich nicht vermeiden lassen – am Ende der Querung macht es durchaus Sinn den wenigen Serpentinen am Übergang zu den Latschen zu folgen und den etwas tiefer liegenden Einstieg in eine Schneise im Gebüsch zu finden.
Hier korrigiere ich einen weiteren kleinen Fehler vom letzten Mal. Mit Marina war ich im Schrofengelände deutlich zu hoch gestiegen und habe dadurch den logischen Durchschlupf auf die andere Seite des Grates verpasst. Das Resultat war eine nicht ganz vertrauenswürdige Rinne im Anstieg und reichlich fliegende Griffe, welche rückblickend ziemlich vermeidbar gewesen wären. Die Stelle an der der kleine Pfad scharf nach links wegknickt und an einem subtilen Steinmann auf die andere Seite führt ist trotzdem schnell übersehen und befindet sich, sofern man meiner Uhr Glauben schenkt, auf etwas 1900 Metern. All diese Feinheiten ignorierend kann man den Zustieg aber als durchweg einfach und direkt beschreiben. Der gemeine Kletterer dürfte Schlimmeres und viel Schlimmeres gewohnt sein.
Viel zu schnell stehen wir unter der unübersichtlichen Wand, die in der spätsommerlichen Nachmittagssonne viel freundlicher aussieht und ich bin mir ziemlich sicher, den Riffeltorkopf heute nochmal anders erleben zu dürfen. Erinnerungen werden dennoch wach und sogar die nasse Einstiegsplatte macht ihrem Ruf alle Ehre und wartet mit dunklen, rutschigen Streifen auf. Diesmal aber weniger zahlreich. Bestimmt ein gutes Zeichen.
1. Seillänge (IV)
Ich starte in die Platte während Laura mich sichert. Ich werde heute alles vorsteigen. Die erste Stufe ist rasch überwunden, der IV. Grad wird hier nach meinem Geschmack noch nicht erreicht. Dann geht es auf einem schmalen Band nach links, bis Bohrhaken gerade hinauf in ein dunkles Eck mit ansetzendem Kamin leiten. Hier sind zwei Meter saubere Reibungskletterei zu überwinden, die mich vor einem Jahr schon 20 Meter nach Start fast alle Nerven gekostet haben. Heute – bei trockeneren Bedingungen und mit wärmeren Fingern ist sie einfacher, sticht für mich persönlich aber beinahe als schwerste Stelle der Tour hervor. Zumindest wenn man sich wie wir stets auf dem leichtesten Weg hält. Und das obwohl sie in einschlägigen Topos nur eine IV- bekommen hat.
Eine lange Expresschlinge am “Eckpunkt”, also dem ersten Haken geradewegs in die Platte, vermindert auf jeden Fall die Seilreibung in der mit 50 Metern ordentlich langen und gekrümmten Seillänge. Über der Platte hänge ich Laura eine lange Bandschlinge rein, mit der sie die Stelle im Notfall erleichtern kann. Wie gesagt – erstes Mal am Fels. Da ist so eine nasse Platte schon eher auf der ambitionierten Seite. Wenn man ehrlich ist – die ganze Tour ist das.
Da mich Laura dann aber überraschend schnell und gut gelaunt am Stand erreicht, werfe ich bald alle Sorgen über Bord und finde immer mehr Begeisterung für den Tiefblick auf die Karibik Bayerns und ihre souveränen Nachstiege.
Der Kamin, der nach der Platte links ansteigend auf eine Rampe und zum ersten Standplatz führt kam mir heute übrigens wesentlich einfacher vor. Auch wenn hier nicht alles fest ist finden sich verschwenderisch gute Griffe und scharfe Kanten.
2. Seillänge (III)
Die zweite Seillänge bleibt so ereignislos wie ich sie in Erinnerung hatte. Über Schrofen und Grasnarben in konstanter Schwierigkeit hinauf. Auch hier sind wieder einige verlockende Griffe und Tritte locker, mit denen man SeilpartnerIn oder Seilschaften am Einstieg bombardieren kann. Vorsichtiges Kraxeln macht schon Sinn – definitiv keine Wand für Massenanstürme. Wir sind heute, an einem Montag und zu durchaus später Stunde, völlig allein.
3. Seillänge (IV)
Im nichtssagenden Gelände hinauf bis auf ein breites, mit Geröll beladenes Band vor einer vielsagenden Platte. Der zweite Bohrhaken in der Platte ist nicht nur schwer zu sehen, sondern auch relativ kühn zu erreichen. Man bleibt auf jeden Fall an etwas kleineren Tritten und Leisten in der Platte und lässt sich nicht nach rechts in eine nur scheinbar einfachere und strukturiertere Umgehung drängen. Den Fehler habe ich 2022 gemacht:
Ich erwische sie einige Meter zu weit rechts, übersehe einen essentiellen Bohrhaken und bin mal wieder viel zu hoch über dem Band und der letzten Sicherung am rumturnen. Als ich den Bohrhaken – bei einer durch meine nicht ganz geschickte Wegwahl, recht kühnen Querung nach links – von oben sehe bin ich bereits 3 Meter über ihm und mir bleibt nur die Flucht nach vorne.
Das ist noch einigermaßen blumig formuliert. Beim Kopieren in diesen Beitrag muss ich schon kurz schmunzeln, denn ein “AAAAAAAH” hätte es für die Beschreibung von damals auch getan. Das Problem war einfach das gefühlt einigermaßen konkrete Risiko, bei einem Sturz im Vorstieg auf dem breiten Felsband zu landen. Und heute – das zweite Mal hier – bin ich kein Stück schlauer und krabbel zunächst in die rechte Variante, die mich damals Nerven und einen soliden Bohrhaken gekostet hat.
Zum Glück setzt sich die Stimme der Vernunft heute durch und als mir die kleine Crux wieder in den Sinn kommt korrigiere ich meinen Kurs nach links in die logische und richtige Spur. Und obwohl ich heute auf dem Papier ein gutes Stück besser klettern dürfte als vor einem Jahr, sticht die kleine Platte erneut mit einem recht ordentlichen Zug aus dem sonst genüsslichen Gelände hervor. Laura löst die Stelle im Nachstieg dann viel schneller und eleganter – zum Glück hat sie mich hier nicht klettern gesehen.
4. Seillänge (III)
Der höchste Punkt meines ersten Versuches. Gerade hoch durch einfaches und gestuftes Gelände. An einem breiten Band kreuzt die Ettl-Platte, die dann links in ihren namensgebenden Plattenpanzer führt mit einem sichtbaren, trashigen Standplatz aus zwei Normalhaken. Nicht clippen. Hier ist die brutale Seilreibung entstanden, die uns 2022 blockiert hat. Stattdessen geht es, auch wenn der nächste Bohrhaken zunächst nicht oder nur schwer zu erkennen ist, ganz leicht rechts auf einer breiten Rampe unter eine markante, dunkle und senkrechte Verschneidung. Keine Sorge – die wird nicht geklettert. Aber einige Meter darunter befindet sich der Standplatz.
5. Seillänge (IV+)
Ab jetzt befinde ich mich auch im Neuland. Wir haben grob die Hälfte der Route hinter uns und die Sonne steht schon tief über dem Daniel und den Lechtaler Alpen. Aber irgendwie stresst mich das nicht. Irgendwie bin ich heute extrem ruhig und zuversichtlich. Und staune in einigen Momenten selbst darüber, wie entspannt ich in die drohende Nacht klettere. Auf der anderen Seite – genau das wollte ich immer Mal erleben. Bei jedem Sonnenuntergang am Eibsee der selbe Gedanke: wie wild wäre es, jetzt da oben zu hängen?
Nun – ich weiß es jetzt. Und Laura, die sich diese Frage bestimmt nie gestellt hat und lediglich zur falschen (richtigen) Zeit am falschen (richtigen) Ort war, weiß es auch.
Die Seillänge führt uns über einen spektakulären Quergang auf einer abschüssigen, leicht nassen aber einfachen Platte nach links in einen neuen Wandbereich. Speziell in dieser Route durchaus ein Highlight, denn bisher hatte man gefühlt stets den selben Blick und immer die selbe Landschaft um sich herum. Durch den Wechsel nach rechts macht ein Blick auf Zugspitze und Riffelwandspitzen auf, welche heute mit bizarrem Pulverschnee gezuckert sind und einen dunkelblauen Kontrast zum goldenen Abendlicht abgeben.
Und abgesehen von diesem neuen Panorama begeistert auch die Kletterei. Der Quergang mündet nämlich in einer tiefen Wasserrille mit feinsten, rauen Kanten und einigen genialen Klettermetern in bestem Wettersteinkalk. Kurz vor dem Standplatz steilt die Wand nochmal an und erreicht auf dem Papier eine IV+. Mir kommt die Stelle allerdings aufgrund der genialen Griffe einfacher vor, als die beiden kniffligeren Moment im unteren Teil. Auch Laura zeigt sich beeindruckt vom Fels und eher unbeeindruckt von der Kletterei. Nach dann – weiter geht’s.
6. Seillänge (III)
Ich umgehe eine eingebohrte Variante über eine schöne Platte im V. Grad – vor allem weil ich zeitig durchkommen will. Links kann eine leichte Rinne ohne Absicherung erstiegen werden, bis eine Rampe nach rechts wieder zu fixem Material und einer etwas verklemmt-abdrängenden Passage führt. Dann einen kleinen Absatz erklimmend durch leichtes Gelände nach links auf ein breites Band mit Moospolster. Wahrscheinlich der angenehmste Standplatz aller Zeiten – eine kleine Picknickwiese in traumhafter Kulisse. Mit den letzten Sonnenstrahlen erreicht Laura das Fleckchen Grün inmitten feuerroter Felsen. Hier finden wir auch das verschimmelte Wandbuch.
7. Seillänge (IV)
Während die Sonne hinter dem gegenüberliegenden Daniel verschwindet, gehe ich die 7. Seillänge an. Der erste Aufschwung über das Wandbuch ist dabei am spannendsten. Irgendwie hatte ich für einen nicht ganz hellen Moment (gut es dämmert ja auch langsam) angenommen, ich könne Seillänge 7 und 8 zusammenlegen. Simple Mathematik ergibt aber Folgendes:
Dass das allerhöchstens Chaos verursacht merke ich aber schon in der sehr direkten aber langen Seillänge und mache Stand wie vorgesehen. Und hinter mir liegt eine unglaublich konstante und beeindruckende Seillänge. Gute 1000 Meter über dem dunklen Eibsee arbeitet man sich mehr oder weniger an einer einzigen Wasserrille durch eine sonst glatte aber raue Platte. Nie richtig steil, nie richtig schwer – aber eindrucksvoll, lang, gleichmäßig und beinahe unnatürlich.
8. Seillänge (III)
Ein weiterer Quergang nach rechts, der dem aus der 5. Seillänge erschreckend ähnelt und ebenfalls für Nässe anfällig scheint. In der nun zunehmenden Dunkelheit hole ich Laura nach, verliere keine Zeit und starte in die letzte Seillänge. Ohne eine Stirnlampe dazulassen. Ich frag sogar noch nach und wir kommen beide zu der Ansicht, dass es ja gerade noch ganz gut geht. Jung und naiv. Denn wie jeder Tag uns hätte lehren sollen, nach bisschen dunkel kommt ganz dunkel. Und ganz besonders regelmäßig tritt sowas Abends ein.
9. Seillänge (IV-)
Auf den allerletzten Metern hole ich uns dann doch noch ein brauchbares Abenteuer ins Boot. Mir selbst, mit einem absolut brüchigen Blindflug durch seltsames Gelände und einem bösen Runout jenseits der 20 Meter. Und Laura bekommt aufgrund meiner etwas längeren Suche einen stockdunklen Nachstieg. Durch das selbe seltsame Gelände.
Spaß beiseite – ich habe den letzten Standplatz nicht gefunden. Bis zum dritten Bohrhaken, oberhalb eines kleinen Wulstes, der die plattige Wand nach oben begrenzt, war ich noch dabei. Die dann angeblich leicht links folgenden Schlaghaken finde ich nicht mehr und auch keinen Standplatz. Als mir langsam Licht, Seil und Optionen ausgehen entscheide ich mich für einen Versuch nach rechts auf den Klettersteig zur Riffelscharte zu gelangen. Das ist geraten. Der Steig hätte auch ein Stück weiter weg sein können. Ich hatte Glück und hätte mir sonst etwas anderes überlegen oder vorsichtig abklettern müssen. Unter Aufwand der vollen 60 Meter kriege ich einen Standplatz um die soliden Stahlseile geworfen und traue mich fast nicht “Stand” in die Nacht zu rufen. Für Laura wird das ein ganz verrückter Nachstieg über den Lichtern von Grainau. Aber sonst wäre es ja auch zu langweilig gewesen.
Das Gelände war wirklich nicht angenehm. Steile und brüchige Schrofen gepaart mit einer Menge Schotter und umso froher bin ich, als einige rumpelnde Steinchen später Laura aus der schwarzen Nacht auftaucht. In einem Anflug von Höhlenmenschlogik hatte ich beim Sichern noch versucht eine Stirnlampe mit Karabiner am Seil hinuter in die Wand zu rütteln. Im flachen Schotter ist diese genau 2 Meter weit gekommen. Versuch war es wert.
Abstieg vom Riffeltorkopf ins Höllental (I-II)
Fahl und weiß thront der Waxensteinkamm über uns im Mondlicht. Später gibt es Polarlichter – schade, dass die nicht im Wetterbericht angekündigt waren. Ich habe mir auf alle Fälle einen Abstieg ins und durchs Höllental eingebildet, der auch durchaus seine Vorzüge hat. Die Höllentalklamm – bei Tag schon eine Attraktion – hat bei Nacht nochmal eine gewisse Würze und die Höhenmeter und Strecke müssen eh irgendwie gemacht werden. Da wir von Garmisch gestartet sind, macht es ohnehin Sinn nach Garmisch zu laufen. Der Steig von der Riffelscharte zum 600 Meter tiefer liegenden Talboden zieht sich dann aber doch nochmal und erfordert mit einigen Seilversicherung und steileren Stufen im Absturzgelände ein letztes bisschen Konzentration.
Dann passiert nicht mehr allzu viel. Meine Stirnlampe ist leer. Die Höllentalklamm rauscht. Der Hüttenwirt der Höllentalangerhütte fragt wo wir herkommen. Einfach alles wie immer.
Schwierigkeit, Versicherung und Material
Die Route ist auf der leichtesten Spur nie wirklich schwierig, erfordert in meinen Augen an zwei Stellen (SL1 & SL3) aber einen Vorsteiger mit etwas Kapazität für saubere Platten- und Reibungskletterei, in der man nicht stürzen sollte. Die Absicherung ist in den leichten Seillängen etwas dünner und an den schweren Stellen durchweg gut. Alle Stände sind gebohrt, inzwischen teilweise (aber in schwankender Qualität) verbunden und meine Schraubglieder von 2022 hängen teilweise auch noch. Gerade im unteren Teil könnte man sich also (nur wenn niemand unter einem ist – enormes Steinschlagpotential) inzwischen auch relativ leicht zurückziehen.
Wir hatten Expressschlingen dabei – einige längere machen dabei durchaus Sinn. Ansonsten zwei 60 Meter Halbseile und ein paar wenige Friends, die völlig ungenutzt blieben. Schlingen können kaum gewinnbringend gelegt werden.
Fazit
Eine durchweg kontrollierte aber in den Details und Facetten doch sehr abenteuerliche und einprägsame Bergfahrt. Für mich bleibt die Route zwar weiterhin etwas eigenartig – ich kriege vor allem den angebliche Ansturm, die genüssliche Absicherung und das gar nicht genüssliche Steinschlagrisiko nicht recht unter einen Hut. Zu meiner letzten Erfahrung (Aussagen wie “völlig unlohnend” wurden durchaus getroffen) muss aber ergänzt werden, dass die Linie ab Seillänge 5 mächtig an Qualität zulegt und speziell die Seillängen 5 und 7 zu den Allerschönsten gehören, die mir bislang untergekommen sind. Ich bleibe trotzdem bei dem Eindruck, den ich schon letztes Mal gewonnen habe und der sich heute nur gefestigt hat. Die Route mag noch so nett abgesichert und einfach sein – in Sachen Steinschlag handelt es sich um ein ernsteres und sobald andere Seilschaften in der Tour sind auch einfach grundsätzlich risikobehaftetes Unternehmen. Zeug (Steine, Gämsen, Handtaschen) kann mehr oder weniger ungebremst durch die Wand rauschen, wobei die Route sehr konsequent der Falllinie folgt und nur wenige Stände wirklich “sicher” platziert sind. Auch der Einstiegsbereich liegt ganz bös in einer direkten Falllinie der ersten Seillängen. Ganz persönlich würde ich speziell diese Tour wirklich nur zu Randzeiten angehen und auch dann nur einsteigen, wenn wirklich niemand über mir unterwegs ist. Bitter ist, dass es hier ringsum keine wirklich sinnvollen, vergleichbaren und erreichbaren Ausweichtouren gibt und so viele nach dem mit Mühen (zu Fuß) oder Kosten (Zahnradbahn) verbundenen Zustieg doch einsteigen werden.
Für Laura das erste Mal am Fels, für mich das erste Mal geplant in die Nacht / den Sonnenuntergang klettern. Und wir beide wollen mehr. Laura hat ihr Mehr direkt am Folgetag in Oberammergau bekommen, mein Mehr steht noch aus. Mal sehen was kommt.