Es ist Ende Mai und der überaus hartnäckige Winter scheint sich ganz ganz langsam aus dem Gebirge zu verziehen. Trotzdem sind wir akut unterklettert und legen eine ähnliche Hartnäckigkeit an den Tag irgendwelche bereits “sommerlich” kletterbaren Lücken in der Altschneedecke zu finden. Eigentlich haben wir im Februar mit leichten Graten an der Gehrenspitze ganz gute Erfahrungen gemacht. Also gehen wir – die nun viel ärgeren Schneemassen ignorierend – auf die Suche nach ähnlichen Bergfahrten für ein relativ stabiles Wochenende. Unsere imaginäre (und mittlerweile auch schriftliche Liste) beinhaltet durchaus einige solcher Touren und da wir möglichst nicht allzu hoch hinaus möchten landen wir fast unweigerlich im Kaisergebirge. Da müsste man eh mal hin. Und da gibt es Grate.
Versuch am Kopftörlgrat
Wir starten für unsere Verhältnisse ziemlich genüsslich (viel zu spät) mit dem Sonnenaufgang an der Wochenbrunneralm – Ausgangspunkt vieler Touren auf der Südseite des wilden Kaisers. Für die Nacht haben wir einen Platz auf der Gruttenhütte ergattert – zu dem sich Hannah noch eine kaiserliche Halbpension aufschwatzen lässt. Aber das ist ohnehin nur die Vorgeschichte zu der Tour, um die es hier eigentlich gehen soll. Der geplante Kopftörlgrat – sonst hätte er einen eigenen Beitrag verdient – geht sich nämlich nicht aus. Auch nicht, der für Sonntag geplante Übergang zum Stripsenjochhaus und eine Kletterei am Totenkirchl.
Der Zustieg geht flott voran und wir sind durchaus in brauchbarer Form trotz der recht schweren Rucksäcke. Einen Wimpernschlag später – gefühlt immer noch im sanften Licht der ersten Sonnenstrahlen – passieren wir die Gruttenhütte, stürzen uns vorsorglich in die finanzielle Armut und machen uns schnell auf den ausgeschilderten Pfad in Richtung Kopftörl, von welchem unser Grat abzweigt. Die Ellmauer Halt, der höchste Gipfel des Kaisergebirges, thront bereits gut sichtbar über uns und ihre zackigen und überraschend hohen Gratzacken im Osten versprechen einen ausgefüllten Klettertag. Wenige Höhenmeter über der Hütte verläuft sich der Pfad im Altschnee und als wir die Hundsgrube (im Sommer wohl ein Schotterbecken) erreichen, wird klar, dass es hier noch winterlicher ist als erhofft. Und das auf der Südseite.
Hannah äußert relativ früh Bedenken während ich noch recht dynamisch durch das Schneefeld wate. Das wird sich später noch umkehren. Unser eigentliches Problem ist der hier einsehbare Normalweg zur Ellmauer Halt, der nach dem recht schneefrei anmutenden Grat unser einzig logischer Abstiegsweg sein wird. Wobei “einsehen” ist relativ. Völlig ungespurt. Das ist eigentlich komisch. Es gibt doch immer irgendwelche Locals, die ihre Hausberge im Winter gespurt halten. In den steilen, hängenden Schneefeldern ist nichtmal eine richtig sinnvolle Linie auszumachen und “leichtes” Gelände sucht man vergebens. Lawinenreste in der Hundsgrube zeugen von einem durchaus steilen Hang. Es gibt auch noch eine Rinne hinter dem Leuchsturm mit einem Notabstieg vom Grat, die aber in das selbe ungespurte Gelände führt und ihrerseits durchaus auch noch das eine oder andere Schneefeld beinhalten dürfte. Wir entscheiden uns trotzdem mal zum nun schwieriger werdenden Steig Richtung Kopftörl zu flitzen und uns den Einstieg anzusehen – und die Möglichkeit auf der Nordseite gen Stripsenjochhaus abzusteigen.
Im steilen Schnee werden wir von einem älteren Herrn eingeholt, den ich ohne zu fragen als einen der besagten Locals abstempeln würde. Eine Nachfrage an der Hütte am Abend bestätigt meine Annahme. Wir werden – wie es vermutlich auch üblich ist – von oben bis unten gemustert und nach unserem Vorhaben gefragt. Als wir den Kopftörlgrat erwähnen, winkt er ab.
Wir korrigieren, dass wir durchaus auf dem Schirm haben, dass hier noch keine Idealbedingungen herrschen und wir uns sonst auch einfach den Abstieg auf der Nordseite und den Übergang für den Folgetag anschauen wollen.
Man könnte doch auch über’s Ellmauer Tor…
Wir sind mindestens demoralisiert. Es ist schwer zu beurteilen, wie viel Wert man in solche Ankündigungen legen mag. Ich denke, wie die obligatorischen Klettersteig-Junkies, die viel zu früh ausrücken, sehen wir heute nicht aus. Wir haben zwei Pickel am Rucksack, ein Seil und – weniger ersichtlich – auch die ganz schweren Steigeisen im Rucksack. Wenn er all diese Faktoren mit einbezogen hat muss an seiner Aussage ja fast was dran sein.
Um das Folgende abzukürzen – wir erreichen als Erste an diesem Morgen das Kopftörl über den schönen aber durchaus steilen, drahtseilversicherten und stellenweise überschneit-anspruchsvollen Steig. Unsere Stimme der Vernunft hat uns noch einige Meter in den Steig geleitet und ist dann vor den leichten Kletterstellen umgekehrt. Blankeis haben wir keines gefunden – der Übergang zum Stripsenjochhaus wäre alpin-winterlich gewesen. Mit unserer Ausrüstung aber mehr als machbar. Wir sind in den Kopftörlgrat eingestiegen, der mich psychisch und nach den bisherigen Hürden und Warnungen bereits im leichten aber überraschend luftigen Gelände etwas mitgenommen hat. Am laufenden Seil, einige gruselige Schneeflecken umgehend und mit zwei kleineren Versteigern erreichen wir im brüchigen Fels viel zu spät die Scharte hinter dem 1. Turm. Hier würde der eigentliche Grat beginnen. Ein lauter Schlag den ich gehört habe löst sich 10 Minuten später in Hubschrauberlärm auf. 200 Meter hinter uns – am Steig zum Kopftörl den wir auch gerade noch gemacht haben – wird jemand mit der Winde geborgen. Wir hatten 3 Bergsteiger unter uns nachkommen gesehen…und vermuten das Schlimmste. Die Stimmung ist nicht mehr zu retten und wir entscheiden uns für den Rückzug. Zu viele Zeichen, zu viele Kleinigkeiten und zu viel Ungewissheit im Weiterweg. Zu wenig Nervenkostüm auf meiner Seite. In der folgenden Galerie ein paar Bilder von diesem wilden Tag. Und im Abstieg begleitet mich das stetige Gefühl, dass der Kaiser uns hier heute noch nicht haben will. Niemanden haben will.
Wir treffen eine weitere Seilschaft am Grat, die ebenfalls umdreht. Eine dritte Seilschaft wird uns im Abstieg entgegen kommen und den Kopftörlgrat heute noch schaffen – mit Biwak am Gipfel. An der Hütte erfahren wir, dass der Unfall und die Bergung die wir beobachtet haben wohl irgendwo unter “Glück im Unglück” abzustempeln ist. Eine Bergsteigerin war einige Meter abgestürzt und mit einem schweren Beinbruch liegen geblieben. In dem senkrechten Gelände nicht selbstverständlich. Bleibt zu hoffen, dass das Erlebte inzwischen gut überstanden ist.
Am Abend machen wir uns Gedanken zum Folgetag – drehen und wenden jeden Plan. Wir haben akzeptiert, dass die Übergänge auf die Nordseite zwar machbar aber zach sind. Wer weiß, wie die Klettereien dort aussehen. Und irgendwann fällt er mir wieder ein. Der in meinem Universum zweite leichte und lange Kaisergrat. Irgendwann hatte ich ihn schonmal auf der Liste. Südseitig, vergleichsweise gut eingerichtet und mit einem unkomplizierteren Abstieg gesegnet. Kraxengrat.
Zustieg
Wir nehmen das frühstmögliche Frühstück mit und schultern die schweren Rucksäcke. Es liegt ein langer Tag vor uns und die Gruttenhütte ist bestimmt kein guter Stützpunkt für eine Begehung am Kraxengrat. Aber wir sind spontan, flexibel und konnten unser Ziel vor dem gestrigen Tag noch nicht erahnen – und machen deshalb erstmal einen Rund 5 Kilometer langen Quergang um das Tuxeck herum. Zum Glück verlieren wir dabei nicht allzu viel Höhe. Wirklich gewinnen tun wir sie aber erstmal auch nicht.
Immer knapp über der Baumgrenze und deutlich unter der Latschengrenze folgen wir dem Gruttenweg nach Westen. Gar nicht so weit unter uns die grünen Felder und der Hintersteiner See. Gar nicht so weit über uns die schroffen Türmchen und Nadeln am Tuxeck. Und mittendrin zwei stapfende Kletterer.
Unser Ziel – die Kopfkraxen – ist eine auf den ersten Blick wenig markante Erhebung in dem relativ konstanten Hauptkamm des Kaisergebirges. Sie vermittelt zwischen dem schmaleren Gebirgszug mit Scheffauer und Hackenköpfen im Westen und dem etwas unübersichtlicheren Zentralteil des Gebirges und fällt dabei nach Süden mit einer durchaus imposanten 400 Meter hohen Wand ab. Die rechte Begrenzung dieser Wand bildet ein deutlich erkennbarer und nicht allzu steiler Grat – unser Tagesziel. Und spätestens als wir den Wasserfall unter dem Schneekar erreichen dürfen auch wir einen ersten Blick auf den Kraxengrat werfen. Geil…die fast 700 Meter Gratlänge sieht man ihm von hier und im goldenen Morgenlicht durchaus an. Wir treffen noch ein Pärchen, dass mit Seil bewaffnet wieder absteigt, weil die Route “König der Löwen” wohl zu winterlich war. Irgendwie kommt uns das bekannt vor. Nicht schon wieder.
Das Schneekar ist über ein nerviges aber kurzweiliges und vor allem steiles Stück erreicht und macht seinem Namen alle Ehre. Zumindest in dieser Jahreszeit. In kürzester Zeit fühlen wir uns mehr wie auf einer Hochtour mit Gletscherkontakt und inmitten der weißen Weite sehen wir zwei Bergsteiger auf einer winzigen Felsinsel. Es ist schwer zu übersehen, dass sie auch den Kraxengrat im Blick haben – ich überwinde das gigantische Schneefeld und sag Hallo.
Die beiden stellen sich als tiefenentspannte & heitere Klettertruppe heraus, die aber von Warnungen des Pärchens ähnlich demoralisiert sind wie wir es gestern nach unserer Begegnung waren. Oben im Aufstieg sei ein Schneefeld. Alles noch viel zu winterlich. Ich halte dagegen – oben ist ein Wanderweg und der Kraxengrat sieht viel viel realistischer aus als unser gestriger Plan.
Mit nun wieder hergestellter Zuversicht bereiten wir uns auf der kleinen Felsinsel vor. Es ist dennoch ein spannungsgeladener Moment – bestimmt sieht es hier im Sommer anders aus. Aber inmitten der Schneemassen und eingeschlossen zwischen den stillen Wänden fühle ich mich dann doch recht klein.
1. – 3. Seillänge (laufendes Seil, II – III+)
Wir fassen in der Draufsicht schon den Plan, den Vorbau bis zu einer Terrasse mit Picknickwiese recht flott anzugehen. Unter anderem deshalb haben uns die beiden netterweise auch den Vortritt gelassen. Das Gelände sieht zwar schon steil und luftig aus, ist laut Topo aber relativ einfach. Gleichzeitig liegt die erste Seillänge ohnehin unter Schnee und einen Bilderbucheinstieg mit Stand wird es auch nicht geben. Wir seilen an, nehmen das 60 Meter Einfachseil doppelt und flitzen mit nun also 30 Metern Abstand das aufsteilende Altschneefeld hinauf. Ich führe die Aktion an.
Der Einstieg lässt sich an einer gelben Sonne am Fels ausmachen und führt dort nach links durch leichtes und gestuftes Gelände durch den Vorbau. Genau genommen klettert man die ersten 3 Seillängen bis zur Terrasse sogar in der “Alten Südwand” zum Sonneck. Erst auf der Terrasse setzt der eigentliche Kraxengrat an. Von diesem Detail sollte man sich nun aber nicht verwirren lassen – die Chance hier aus Versehen Route zu wechseln dürfte gegen 0 gehen. Der Kraxengrat bildet die logische, deutliche und klar abgesicherte Linie, während man für alle möglichen (vorhandenen) Ausflüge nach rechts und links vorab einen Moment länger hätte recherchieren müssen.
Die Randkluft ist zwar gutmütig und geschlossen aber im kalten Schnee friere ich mir erstmal die Hände ab und erwische dann, mangels Feingefühl, den einen oder anderen losen Stein. Hannah wartet am Schneefeld, ich erreiche den Standplatz über der ersten Seillänge, hänge eine Expressschlinge ein und steige direkt weiter in den Kamin (III+). Das Hochgefühl den Einstieg so sexy und agil überwunden zu haben ist rasch vergessen, denn bereits dieser schmale Kamin klettert sich durchaus abenteuerlich. Finde ich. Dank laufendem Seil habe ich weder die Ruhe einer normalen Seillänge und dank der nassen Wanderstiefel auch nicht zwingend die Reibung für flächigen Strukturen auf beiden Seiten des Kamins. Wieder stellt sich heraus, dass wir das mit dem laufenden Seil noch etwas üben müssen. Da ich hier oben relativ langsam und Hannah unten ungeduldig wurde, haben wir schnell einiges an Schlappseil zwischen uns. Als ich den Kamin – eher verklemmt und unsauber – überwunden habe, gebe ich wieder etwas Gas und folge der nun relativ einfachen Schlucht vor ein brüchiges, kleines Wändchen.
Dieses führt auf die im unteren Teil mit einer kleinen Wächte überlagerte Wiese, die die markante Schlucht zwischen Kopfkraxen und Sonneck fast waagerecht unterbricht. Irgendwo habe ich gelesen, das Seilschaften den Stand auf einem Fels in der Wiese nicht gefunden haben. Direkt am Ausstieg aus der Schlucht ist ein Block. Und an dem ist der einzig logische Stand weit und breit. Ich hänge mich noch kurz ein und sichere Hannah auf ihren letzten Metern.
4. + 5. Seillänge (seilfrei, I – II)
Von der Wiese geht es im Gehgelände weiter. Zumindest nutzen wir es als solches und ich finde das auch vernünftig – es geht nirgends wirklich steil runter und die wenigen Kletterstellen gehen als eher feste Schrofenstufen durch. Eigentlich gilt es hier auch erneut einfach dem logischen Weg zu folgen, die kleine Schlucht links oberhalb zu queren und den gegenüberliegenden Grat anzupeilen. An dessen Fuß landet man ganz unweigerlich an einem Standplatz an dem wir auf Kletterschuhe wechseln und das Seil wieder rausholen. Zumindest sieht es fast so aus, als wenn man wieder klettern müsste. Und da wir den Kraxengrat noch nicht kennen und vom bisher überwundenen Vorbau nicht auf den Rest des Grates schließen wollen bleiben sämtliche Ambitionen in Richtung laufendes Seil oder seilfrei erstmal im Rucksack. Das schöne Wetter – nicht zu warm und nicht zu kalt mit Sonne und Wolken – veranlasst uns ohnehin nicht zur Eile.
6. Seillänge (III)
Hannah steigt vor und über ein steiles Band geht es nach links an die Kante zum vom Stand ersichtlichen Bohrhaken. Der Fels ist hier noch recht kompakt und fest – die Kletterei schön aber nicht ganz so einfach wie gedacht.
Also…3. Grad passt schon irgendwie. Aber es ist bereits hier nicht ganz die Art von 3. Grad, die man aus Versehen ohne Seil geht, weil man sie mit dem Wanderweg verwechselt hat. Ein etwas abdrängender Block wird von uns auf der rechten Seite umtänzelt und dann befindet man sich schon auf einem kurzen, waagerechten aber sehr schmalen Gratabschnitt der zu einem ungemütlichen Standplatz führt. Man ist zwar noch gar nicht so hoch geklettert – nach links saust es trotzdem schon ganz ansehnlich ins Schneekar hinab.
Hatte ich erwähnt, dass der Standplatz ungemütlich ist? Der Standplatz ist ungemütlich. Man hängt exponiert auf und an der schmalen Gratschneide und für zwei Personen ist hier wenig bis gar kein Platz. Er ist damit ein Unikat in der Tour aber ich bin froh, als ich ihn schnell nach links verlassen kann. In eine III+ Verschneidung…die irgendwie auch eher wild aussieht.
Zu den Ständen sei übrigens noch erwähnt, dass diese durchweg gut aber recht unterschiedlich ausfallen und man sich schon früh daran gewöhnen darf, einen einzelnen Klebehaken als Standplatz zu definieren. Diese sind in sehr guter Qualität und stellenweise mit Sanduhren oder einem zweiten Haken zu verbinden. Wir hatten aber auch rasch Standplätze die sehr unmissverständlich an einzelnen, etwas größeren Haken (mit Ring) stattfinden.
7. Seillänge (III+)
Eine kurze und luftige Querung nach links fordert den schwindelfreien Kletterer. Dann geht es – den freien Fall gefühlt direkt unter sich – durch die schöne Verschneidung. Der erste Meter wird der schwierigste sein, alles löst sich hübsch auf und an Rissen und Leisten steigt man schnell durch den kompakten und festen Fels in leichteres Gelände. Auch die Absicherung kann hier fast üppig genannt werden.
Prinzipiell hat man hier die Möglichkeit einen Zwischenstand zu machen. Für den einen oder anderen lohnt sich das bestimmt, vor allem wen man nicht möchte, dass der Kontakt zum Seilpartner abbricht.
Ich vertraue dagegen auf meine Superkraft auch bei heftigster Seilreibung nicht allzu schnell genervt zu werden und steige weiter. Meine Superkraft brauche ich wenige Meter später mehr denn je. Ein Block wird auf einem Band rechts umgangen, dann geht es wieder geradewegs auf den Grat. Selbst ohne Zwischsicherung auf den folgenden 30 Metern gibt es massig Seilreibung am verwinkelten Gratverlauf. Ich rechne mir relativ schnell aus, dass ich mit all den Zacken um die das Seil läuft eh brauchbar gesichert bin und balanciere einen weiteren schmalen Grat zum Standplatz im Grünen. Die Seilschaft hinter uns hat mittlerweile das Gehgelände erreicht und arbeiten sich hier von Stand zu Stand vor und legen deutlich mehr Zwischensicherung als wir. Wir – in einer guten Lage die beiden mit Steinen zu bombardieren – sind eher damit beschäftigt genau das nicht zu tun. Denn gegen Ende der langen 7. Seillänge lernt man zum ersten Mal das Gelände kennen, das bestimmt die Hälfte des Kraxengrates dominiert: grasdurchsetzte, schmale und brüchige Gratschneiden.
8. Seillänge (zusammengelegt, IV-)
Wir haben die erste Schlüsselstelle erreicht und gleichzeitig noch nichtmal die Hälfte des Grates überwunden. Wobei wir bis hier wirklich flott waren. Die Routenfindung nie ein Problem und wir ziemlich in unserem Element. Schnelles und konsequentes steigen ist aber, wenn man wie wir überwiegend von Stand zu Stand sichert, bestimmt hilfreich. Ansonsten ist der Kraxengrat eine sehr tagesfüllende Aktivität. Das zeichnet sich jetzt schon ab.
Hannah nimmt die Schlüsselstelle in Angriff. Das steile Wändchen löst sich gut auf und wir ignorieren eine Sanduhr am Einstieg zugunsten der Seilreibung. Dann ist auch schon ein Bohrhaken erreicht und man wechselt auf die luftige Westseite des Grates. Eine kleine Mutprobe ist der Tritt auf einen Block dem man nach den Erfahrungen von unten gar nicht so recht trauen mag, welcher aber schon ein paar Jahre länger dort stehen dürfte. Dann geht es extrem fest und kompakt durch plattiges Gelände, dass sich an einer großen Schuppe aber sehr gut klettern lässt. Der eine oder andere Tritt auf Reibung schadet aber nicht und ein wenig zulangen darf man auch. Und so erlebt man inmitten eines eher losen und grasigen Gratverlaufs einen kleinen, magischen Moment exzellenter Klettermeter.
Hannah überspringt den Stand und hängt die in unserer Topo eingezeichnete 9. Seillänge mit ihren stolzen 10 Metern noch an. Das auch ohne Probleme. Keine Ahnung wie das normalerweise gedacht ist. Für nur 10 Meter einen eigenen Stand machen fühlt sich irgendwie so dirty an. Aber wie gesagt – wir haben unten etwas weggelassen und Hannah war bis kurz vor dir Platte mit einem passablen Runout unterwegs.
9. Seillänge (III)
Es geht sehr lang und flüssig über den einfachen und hier relativ festen Grat. Einfach im Autopilot durch das leichte Gelände treiben, keine wirklichen Gedanken an Absicherung verschwenden und auf fast 60 Metern nur zwei Haken und einer Sanduhr begegnen. Hier kommt man gefühlt richtig voran. Ich erreiche den Stand und hole Hannah nach.
Ganz langsam schleichen wir uns auch an etwas an, was man wohl als Halbzeit der Tour definieren könnte.
10. Seillänge (III)
Hannah steigt wieder vor und verschwindet nach einem kurzen Aufschwung aus meinem Blickfeld. Doch ein paar Minuten später ist der Sichtkontakt wieder hergestellt und der Stand an der nächsten, steilen Stufe gefunden. Im Endeffekt geht es über der Stufe nur über einen längeren, schmalen und erneut brüchigen Grat auf die zweite Schlüsselstelle zu. Hier wandert tatsächlich auch unsere erste Köpflschlinge an den Fels – mit nur einem Haken auf 35 Metern bestimmt kein Sportklettern. Aber eben auch leichtes und kaum sinnvoll absicherbares Gelände. Dafür hat es hier aber ein paar durchaus fotogene Stellen, die Hannah natürlich erspäht und für diesen Blog gewinnbringend nutzt.
11. Seillänge (IV-)
Ich erreiche den Standplatz und steige weiter – hinein in die 2. Schlüsselseillänge. Über ein noch recht entspannte Wand geht es in eine markante Verschneidung, die in der Draufsicht wirklich ansprechend aussieht. Verschneidungen mag ich eh – dachte ich.
Eine Minute später klemme ich völlig verbaut zwischen den Felsen. Mein linker Fuss klemmt irgendwie nach dem Prinzip Hoffnung in einem Riss, meine Arme wechseln einigermaßen ziellos zwischen Stemmbewegungen und irgendwelchen Untergriffen. Und plötzlich donnert es. In der Rinne rechts unter uns – die unten in den Seillängen 4 und 5 auch gequert wurde – kollabiert mit einem Schlag ein ernsthaft großes Schneefeld. Ich greife ins Seil, da ich gerade eh an einem Haken bin und wir können nichts anderes tun als zusehen, wie eine ausgewachsene Nassschneelawine mit immenser Wucht durch die Schlucht rauscht und irgendwo unten verhallt. Der gesamte Altschnee zwischen Kopfkraxen und Sonneck hat sich auf einen Schlag verabschiedet. Ohne Vorwarnung, ohne Vorzeichen und in den Bruchteilen von Sekunden. Hoffentlich ist keiner mehr eingestiegen. Hoffentlich ist keiner in den besagten Seillängen unterwegs.
Von unseren beiden Mitstreitern vom Einstieg wissen wir, dass sie bereit hoch genug am Grat sind um nicht in der Linie der Lawine gelandet zu sein. Sie werden aber nochmal ein gutes Stück näher dran gewesen sein und auch ich kann mich auf die Schnelle nicht entscheiden ob ich das jetzt als lässiges Naturspektakel oder sehr gruselige Erfahrung verbuchen soll. Vor einer Stunde wären wir genau in der Rinne gestanden. Risiko ist eine abstrakte Sache. Wir werden nie erfahren, wie wahrscheinlich das Schneefeld kollabiert wäre, während wir die Rinne gequert haben. Genau wie nahezu jeder Wanderer, der nicht von einem Stein getroffen wurde, nie erfahren wird ob über ihm nicht ein Stein nicht kurz vorm Abflug gewesen wäre. Wir sind definitiv nur zu Gast in dieser schönen aber auch wilden Bergwelt.
Als ich nach nur 20 Metern den Standplatz erreiche bin ich zugegeben doch einigermaßen fertig. Nicht wegen der Lawine. Aber die Verschneidung empfand ich als wirklich knifflig und würde sie – wie auch die eine oder andere Stimme im Netz – eher irgendwo im V. Grad ansiedeln. So klettert sich keine IV-. Hannah kriegt die Stelle eleganter gelöst und erinnert sich “eher auf der rechten Seite” geklettert zu sein. Vielleicht war ich also auch einfach zu doof. Ganz einfach ist die Stelle trotzdem nicht und in anderen Gebirgsketten wäre die Bewertung leicht einen Grad höher ausgefallen.
12. Seillänge (zusammengelegt, III)
Wir haben das Gipfelbuch / Routenbuch erreicht und damit auch den einzigen Standplatz der mit sogar 3 Haken ausgestattet ist. Luxuriös. Nach einem Eintrag, in den wir natürlich auch unsere gerade erlebte Lawine erwähnen, steigt Hannah weiter und verknüpft zwei lange und recht konstante Seillängen. In durchweg leichter, ansteigender und hier wieder recht scharfer Linie geht es in die Höhe. An den umliegenden Wänden – vor allem am gegenüberliegenden Sonneck – lässt sich ablesen, dass wir uns langsam dem Ende des Grates entgegen bewegen. Die Seilschaft nach uns erspähen wir ein letztes Mal vor der 2. Schlüsselstelle bevor es endgültig still und einsam wird. Nur links, in der deutlich schwereren Route “Blue Moon” sind mehrere Seilschaften zugange, deren Seilkommandos gelegentlich zu uns rüber schallen.
13. Seillänge (III+)
Ich bin wieder dran und nach einem kurzen Anstieg lehnt sich der Grat wieder nach hinten und wir horizontal. Ich steige um ein paar Türmchen herum und stehe plötzlich vor einer markanten und ziemlich genialen Stelle. Das hatte ich hier gar nicht auf dem Schirm – in der Topo hielt man sie auch überhaupt nicht für erwähnenswert. Dabei ist der folgende Abschnitt mindestens so markant wie die beiden Schlüsselstellen – wenn auch einfacher zu klettern.
Leicht absteigend geht es an der linken Seite eines relativ freistehenden Gratzackens entlang. Dabei ist ein kurzer aber ausgesetzter Quergang an vergleichsweise kleinen Tritten und Griffen über dem etwas ungemütlichen Sog der steil abfallenden Schlucht zu absolvieren, bevor es an der Kante des Turms wieder einfacher auf einen schmalen Grat und an die gegenüberliegende Wand geht.
Hier hängt ein Haken, den ich erstmal als Zwischenhaken interpretiere. Er sieht etwas dünner aus, als die Kandidaten an denen wir bislang Stand gemacht haben. Als ich die steilen und etwas brüchige Wand über ihm in Angriff nehme merke ich aber schnell, dass das mit der Seilreibung überhaupt keinen Sinn machen kann. Grob 30 Meter bin ich auch schon gegangen und es sieht nicht so aus, als dürfte man in absehbarer Zeit mit einem weiteren Haken rechnen. Ich klettere die wenigen Meter wieder ab und mache Stand. Als Hannah nachkommt staunt sie erst nicht schlecht über die interessante Kletterstelle am Türmchen und ist dann auch fest überzeugt, dass ich hier falsch bin. Inzwischen habe ich nochmal etwas recherchiert – das stimmt schon so. Es gibt einige Bilder von Standplätzen an diesem Haken und es ist das einzige was Sinn macht.
14. Seillänge (III+)
Es folgt ein für meinen Geschmack recht einfaches aber langes und dünn versichertes Stück in bekannter, schrofiger, teils exponierter und eher brüchiger Manier. Das einzige Highlight sind die wilden Wächten am Kamm zwischen Kopfkraxen und Sonneck, die es aus dieser Perspektive bereits zu bestaunen gibt – wie es wohl am Routenausstieg aussieht?
15. Seillänge (III-)
Ein etwa 20 Meter langes, horizontales Gratstück ist zu überwinden – leicht und luftig. Wir bleiben am Seil – welches mangels von mir gelegter Zwischensicherung aber auch überwiegend homöopathische Wirkung hat. Sicherer fühlt es sich dennoch an. Es gibt immer noch eine Menge lose Blöcke und Zacken und wir sind nach den zwei zähen Tagen im Kaiser auch nicht mehr komplett auf der Höhe. Also auf einer Höhe schon. Aber nicht auf unserer Höhe.
Der Himmel hat sich inzwischen verdunkelt und immer wieder rauschen von Norden tiefhängende Wolkenfelder über den Grat und zu uns runter. Im Süden schaut es auch nicht mehr ganz so gemütlich aus.
16. Seillänge (III)
Letzte Seillänge! Vom Stand geht es rechts, den Grataufschwung umgehend, in die steile Wiese. Irgendwie zwischen losen Brocken, aufgeweichten Grasstufen und erdigen Flecken hochstemmen – komisches Zeug. Hätte man da nicht doch irgendwie noch auf dem Grat bleiben können?
Ein einzelner Schlaghaken entschärft die sonst ungesicherten 50 Meter zum Ausstieg und wirft erneut die Frage nach dem Sinn des Seils auf. Heikles, steiles und unzuverlässiges Gelände ist es trotzdem, zumal in der steilen Wiese selbst mit Willen nicht allzu viel an zusätzlicher Absicherung zu schaffen sein dürfte. Ich erreiche einen letzten, schmalen Grat der dann in weiterläufigeres Gelände führt und schließe zu Hannah’s Stand neben einem aufgetürmten Altschneefeld auf. Sowas in der Größenordnung dürfte vorher auch durch die Schlucht neben uns gerauscht sein. Irre, wie viel es im Frühling unverhofft geschneit hat. Glücklicherweise beantwortet sich hier aber auch die letzte große Frage des Tages.
Wenn das die beiden hinter uns wüssten, die sich darum so gesorgt haben. Uns fällt auf, dass wir von unseren Mitstreitern lange nichts mehr gehört haben. Vielleicht haben sie eine Pause eingelegt. Im Angesicht der dramatischen bis subtil bedrohlichen Wolkenstimmung kaum vorzustellen. Wir machen eine kurze Gipfelrast. Das Konzept, während der Tour mal eine Pause zu machen, haben wir heute wiedermal sträflich ignoriert.
Unter einer absinkenden, bleiernen Wolkendecke erreichen wir den Gipfel der Kopfkraxen mit seinem etwas alternativen Gipfelkreuz. Das wir auch immer solche Punktlandungen hinlegen. Zumindest was das Wetter angeht. Hier treffen wir auch auf den markierten Abstiegsweg, welcher an vielen Stellen von dem Schneefeld überlagert ist. Ein schmaler, schneefreier Streifen auf der Nordseite lässt einen aber zwischen Schneefeld und den steilen Nordabbrüchen passieren und so folgen wir dem sanften Gratverlauf nach Westen zur Einsenkung zwischen Kopfkraxen und den Hackenköpfen.
Der gegenüberliegende Grat inspiriert zu weiteren Touren. Da gibt es auch noch einiges zu klettern, vor allem auf der Nordseite. Zwischen Wolken und Altschnee folgen wir unserer kleinen Linie durch den Himmel und die wilde Stimmung. Rechts geht sich noch ein kurzer, drüber Blick ins Inntal aus bevor es im Dunst verschwindet. Immer wieder verschwinden auch wir im Dunst, es bleibt aber bei kurzen Momenten. Ein wenig Gedanken machen wir uns trotzdem um die beiden Jungs im Kraxengrat. Was, wenn sie die obere Schlüsselstelle nicht gepackt haben und jetzt in einem eher abenteuerlichen und langen Abseilabenteuer stecken. Sie wirkten – zumindest soweit wir das aus der Ferne erahnen konnten – relativ nah am Limit. Vielleicht geht auch unsere Fantasie mit uns durch und es ist alles super. Aber für solche Fälle wäre es praktisch gewesen, am Einstig Nummern zu tauschen. Viel ausrichten könnten wir gerade aber auch nicht. In diesem Moment donnert es im Süden.
Der obere Teil ist im Sommer sicher hübsch und leicht. Gespickt mit rutschigen Altschneefeldern brauchen wir dennoch einen Moment um durch die steile und schlammige Wiese abzusteigen. Als irgendwo unter 1900 Metern langsam die Schneefelder schwinden kommen wir schneller voran. Ich schaffe es mich im Schlamm einmal hinzulegen und mir die Hand aufzuschlagen – ein kleines Andenken an die Route habe ich heute noch. Als wir ein kleines Plateau über dem Wasserfall, den wir schon in der früh passiert haben, erreichen, beginnt es zu regnen. Direkt vor uns über Ellmau muss die Dusche ganz passabel sein und wie durch ein Wunder bleibt das Gewitter genau dort, an den Südwänden des Kaisers, hängen und löst sich rasch auf. Für uns nur ein kleiner Schauer und für die Seilschaft im Kraxengrat – sofern sie sich zu dem Zeitpunkt noch dort befunden hat – bestimmt auch entspannungsfördernd.
Erneut haben wir mit Zu- und Abstieg einen Tag geschaffen, an dessen Ende wir wie in Trance auf das Auto zuwanken. Gut – wir müssen als besagte Trance einsetzt noch gute 5 Kilometer wanken, die sich auch halbwegs ziehen. Immerhin müssen wir nach einem ausgiebigen Bergtag nochmal 200 Meter Gegenanstieg und die abermals etwas überflüssige Umrundung von Tuxeck in Richtung Wochenbrunner Alm in Kauf nehmen. Der dort wartende Kaffee will verdient sein.
Am Auto treffen wir zufällig die dritte Seilschaft vom Vortag, die in den Kopftörlgrat eingestiegen waren. Sie erzählen uns von ihrem Biwak, dem abenteuerlichen Abstieg am morgen im hartgefrorenen Eisschnee (schlaue Sache, für die wir sogar passend ausgerüstet gewesen wären – bloß nicht für das Biwak) und der langen Unternehmung. Respekt. Für sie waren wir mit unserem Rückzug wohl das, was die beiden im König der Löwen heute für uns waren. Der kleine Gegenwind, über den man sich hinwegsetzt und eine geile Tour erlebt. Für uns hat es gestern nicht gepasst, dafür heute. Für die beiden König der Löwen Aspiranten hat es heute nicht gepasst, dafür sicher wann anders. Die Berge sind so frei.
Schwierigkeit, Versicherung und Material
Ich finde nicht, dass der Kraxengrat eine “Anfängerroute” ist. Er ist trotz guter Absicherung lang und stellenweise auch durchaus alpin. Griffausbruch und Steinschlag sind sehr reale Szenarien und erfordern – gerade bei Andrang wie er im Sommer wohl oft stattfindet – ziemlich umsichtiges und kontrolliertes Klettern. Auch im Sinne der folgenden Seilschaften. Geht man alles von Stand zu Stand ist man lang unterwegs. Legt man zusätzliche Sicherungen, dann noch länger. Gerade die Längen nach der 2. Schlüsselstelle ziehen sich nochmal ordentlich und mit oder mangels Strategie lässt sich gewaltig an der Uhr drehen. In beide Richtungen. Wir haben trotz ab dem Gehgelände nach dem Vorbau durchgehender Seilsicherung eine brauchbar schnelle Begehung hingelegt – sind aber auch ohne Pausen und ziemlich konsequent durchgestiegen und haben uns nicht mit Zwischensicherungen aufgehalten.
Auch wenn er zumindest auf mich bei meiner Recherche ab und zu den Eindruck gemacht hat ein “heißer” Kandidat für sehr schnelle und seilfreie Begehungen zu sein, würde ich aufgrund der brüchigen Passagen und vergleichsweise schweren Schlüsselmomente aktuell überhaupt nicht auf die Idee kommen. Mir zumindest fehlt dafür Einiges an psychischer Ruhe und ich denke man tut gut, sich ohne vorherige Begehung nicht zu einem solchen Ansatz verführen zu lassen. Die Kletterei ist auf langen Strecken leicht und verlässt meist nicht den II. und III. Grad. Vieles ist auch nur ausgesetztes Gehgelände und noch einfacher, als die Topo vermuten lassen würde. Ausreißer aus diesem Schema sind (Obacht, meine Bewertung) die Verschneidung in der 7. Seillänge (IV-), die kompakte Schuppe in der 8. Seillänge (IV+) und die Verschneidung in der für uns 11. Seillänge (woanders leicht V-/V). Die Absicherung ist für die Art, Schwierigkeit und Länge der Tour zwar gut – geht aber an vielen Stellen definitiv von absolut sturzfreien und alpin routinierten Begehern aus. Die Schlüsselstellen sind gut gesichert, dazwischen gibt es aber auch mal auf 20 Metern nichts fixes.
Die Orientierung empfanden wir als überall völlig einleuchtend und intuitiv – keine Stelle verläuft anders als erwartet, die Route folgt völlig logisch dem leichtesten und schönsten Weg durch den vielseitigen Grat. Wir waren mit 60 Meter Einfachseil und dem üblichen Kletterzeug ausgerüstet. Köpflschlingen oder Sanduhren haben wir nicht bzw. nur ein oder zweimal an vermeidbaren Stellen verwendet. Keile und Friends erschienen uns dagegen komplett überflüssig.
Zusammenfassung
Wir haben ihn doch noch gekriegt – unseren epischen, frühlingshaften Kaisergrat. Bestimmt nicht ganz mit der Wucht und Dramaturgie eines Kopftörlgrates – der wir an diesem Wochenende aber vielleicht eh nicht gewachsen gewesen wären. Dafür in der wilden und einsamen Felswelt über dem Schneekar, das in seiner gletscherartigen Wintergewand einen ganz ordentlichen Hauch von Spannung und Naturgewalt verströmt. Eine mal wieder und vermutlich auch wegen der Bedingungen eindrucksvolle und ausdauernde Bergfahrt in einem Gebirge, das uns noch viel öfter ertragen müssen wird.