Triangle du Tacul (3971m) – Chèré-Couloir (D, 85°)
Triangle du Tacul (3971m) – Chèré-Couloir (D, 85°)

Triangle du Tacul (3971m) – Chèré-Couloir (D, 85°)

Ein neuer Tag in Chamonix und anders als am Vortag, an dem wir erst nach Mittag auf der Aiguille du Midi gelandet sind haben wir heute drei umkämpfe Plätze in einer relativ frühen Gondel ergattert und damit die Möglichkeit, eine etwas eisigere Tour anzugehen, deren Qualität sich im Tagesverlauf bestimmt ändern wird.

Eingeschossen haben wir uns in der bewährten Dreier-Seilschaft auf die Nordwand des Triangle du Tacul. Das ist eine markante, pyramidenförmige Nordwand, die dem Mont Blanc du Tacul vorgelagert aus dem Gletscherbecken des Vallèe Blanche ragt. Die Wand steht gleichzeitig genau gegenüber der Aiguille du Midi und ist vermutlich auch deshalb von einer Vielzahl beliebter Eis- und Mixedwege durchzogen. Am Vortag, bei der benachbarten Lachenal Überschreitung, haben wir bereits einige neugierige Blicke in die Wand werfen können.

Das Chèré-Couloir ist eine je nach Gusto einigermaßen kurze und unverbindlichen Eiskletterei – gleichzeitig aber wohl auch eine der beliebtesten und damit überfülltesten Touren im Gebiet. Die meisten Seilschaften begehen nur die ersten 4 Seillängen – also knapp 150 Meter im je nach Bedingungen Eis bis 85° / WI4. Danach ließe sich über leichteres Schnee- und Mixedgelände bis zum Triangle du Tacul und zum Mont Blanc du Tacul aussteigen. Gängige Praxis ist aber eine Abseilfahrt über das Couloir und entlang der gebohrten Standplätze. Diese ist so entspannt, dass sie auch von den anderen Nordwandtouren als Abstiegsoption gehandelt wird. Chaos in der Rinne ist beinahe vorprogrammiert.

Nordwand am Triangle du Tacul mit Chèré-Couloir im rechten Wandteil
Zustieg

Wie auch schon Vortags geht es durch den Eistunnel und hinaus auf den scharfen Firngrat und hinab zum Gletscher. Seil anziehen. Gletscher hatschen. So früh im Jahr kein Problem – eine Randkluft unter der Aiguille du Midi existiert noch nicht, Spalten sind noch kein Thema. Einige Alpinisten sind noch mit Skiern unterwegs.

Wir passieren erneut die Südwände der Aiguille du Midi und halten uns dann weiter geradeaus auf dem ausgetretenen Normalweg zum Mont Blanc du Tacul. Kurz vor der mit gigantischen und nicht ganz unbedenklichen Seracs bestückten Flanke zieht das Couloir in die Wand empor und ist bereits mit zwei Seilschaften bestückt. Bereits hier erhält man einen recht guten Blick auf die ersten 2-3 Seillängen. Je nachdem wo man zu zählen beginnt. Auf jeden Fall kann man die Schlüsselstelle – eine kurze Passage mit steilem Eis – vernünftig einsehen. Wir bestücken unsere Gurte heute mit Eisschrauben, zücken die Nomics und starten in die Tour.

Unter dem Couloir – bereits zwei Seilschaften in der Tour

Man könnte durchaus diskutieren, ob ein Einstieg in eine Eistour “Sinn” macht, wenn schon andere Seilschaften zu Gange sind. Das Risiko, durch fallende Eisblöcke mindestens gestört oder maximal verletzt zu werden ist hoch. An dem Tag überwiegen für uns aber die Gründe einzusteigen. Das “Eis”, sofern es überhaupt solches ist, sieht ziemlich kompakt aus, die Chance diese Route alleine zu erwischen geht ohne Biwak und nächtlichem Einstieg vermutlich gegen null. Und wenn ich ganz ehrlich bin – ein wenig Gruppendynamik ist heute auch dabei:

Das macht man in Chamonix halt so

Keine Ahnung ob dem so ist. Sieht aber so aus. In allen Videos, Bildern und Berichten zur Tour. Augen zu und durch? Die Erfahrung hier zu beurteilen, ab wann man nicht mehr einsteigen sollte, fehlt uns ein bisschen. Wir haben das Gefühl, dass wenn wir nicht einsteigen, es eben die Seilschaft hinter uns macht. Eine Solche rollt im Hintergrund ohnehin schon wieder an. Und man könnte ja was verpassen.

Firnfeld zum ersten Standplatz (40°)
Stapfen – die Seilschaft über mir befindet sich bereits am 2. Standplatz. Ich biege gleich nach links an die Wand und außer Falllinie des Couloirs ab.

Ich schnappe mir die Seilenden und stapfe den harten, steilen Schnee am Wandfuß rauf. Linkerhand und noch vor dem eigentlichen Couloir finde ich einen Standplatz und beziehe diesen – die Seilschaft vor uns ist ohnehin noch am nächsten Standplatz zu Gange. Im vorherigen Bild lässt sich die vorgefundene Situation gut erahnen – die untere der beiden Seilschaften befindet sich am ersten “richtigen” Standplatz im Chèré-Couloir, die obere Seilschaft bereits am Standplatz unter der Schlüsselpassage.

Hannah und Simon stapfen nach.

1. Seillänge (ca. 50°)

Da die beiden wesentlich stärker im Eis sind, habe ich bereits früh verkündet, heute keine großartigen Vorstiegsambitionen in den schweren Längen zu haben. Ich finde es (noch) ziemlich geil, überhaupt in der Tour zu sein und wenn man schon routiniertere Eiskletterer im Gepäck hat, sollte man diese auch einsetzen. Daher übernehme ich nochmal die Führung und traversiere schräg nach rechts in die Falllinie des Couloirs.

Wurschteln

Hat man freie Bahn, so könnte man sich unseren ersten Standplatz bestimmt sparen. Zumindest bei den aktuellen Bedingungen. Steiler und mit einer eisigen Glasur überzogener Firn. Der Standplatz am Beginn des Couloirs wäre auf jeden Fall entspannt am laufenden Seil zu erpickeln gewesen. Als ich um die Ecke komme ist der Standplatz immer noch besetzt. Ich trete mir einen kleinen Absatz und hänge mich zu dem Nachsteiger einer schottischen Seilschaft. Nett hier. Nur der Eisschlag von den zwei kletternden Personen ist hier bereits grenzwertiger. Alles, was oben im steileren Abschnitt losgeschlagen wird, schlägt hier im flacheren Gelände aus einem beinahe freien Fall heraus ein. Ein recht anhaltendes und rustikales Bombardement stellt sich ein und ich bin froh, als der Nachsteiger loskraxelt und ich mich ein wenig weiter links an der Wand verstecken kann. Etwas tiefer hängt auch eine Schlinge aus dem Eis. Rechts gibt es auch verbundene Haken. An Ständen mangelt es hier auf jeden Fall nicht. An dem Punkt wussten wir bloß noch nicht, dass diese unsere einzigen Fixpunkte bleiben werden.

2. Seillänge (ca. 70°)

Simon rauscht in die erste etwas steilere Eislänge und stellt schnell fest, dass der steile Schnee zwar überaus geil zu Steigen aber absolut nicht absicherbar ist. Eine Eisschraube in diesem Untergrund, kann nach dem Eindrehen direkt wieder mit der Hand rausgezogen werden. Die Felsen sind gleichzeitig so überschneit und eingefroren, dass man mit Friends auch nicht allzu viel leisten kann – wir hätten sogar welche dabei. Die Seilschaft vor uns hat ein paar Köpflschlingen untergebracht, die aber auch eher homöopathische Wirkung haben dürften. Damit werden wir also beim Weiterweg arbeiten müssen. Ultra griffiger, steiler Schnee und keine Absicherung abseits der exzellenten Standplätze.

Ich bin mir nicht sicher, ob das nun gute oder schlechte Bedingungen sind. Wenn ich mir aber zahlreiche Bilder im Netz anschaue, beneide ich doch diejenigen, die hier dünnes aber absicherbares und blankes Eis vorfinden. Das scheinen Einige zu sein. Einer der beiden Schotten bringt es weiter oben treffend auf den Punkt:

I focking hate Iceclimbing

Und als ich im ständigen, leichten Spindrift mit gefrorenen Fingern nachsteige und mich frage, ob ich wohl ohne Gehirnerschütterung durch den Tag komme, kann ich den als Spaß gemeinten Satz durchaus nachempfinden. Eine Minute zuvor habe ich nämlich einen faustgroßen Eisblock irgendwo aus der Wand an den Kopf bekommen. Reichlich Radau, schützender Helm, kurzer Schock und wie es scheint keine Folgen. Alles gut. Wirklich einstimmen tut es mich auf das was kommt aber nicht.

Die Seillänge selbst ist dann einfach nur gefrorener Schnee mit einer kurzen, sehr steilen Stufe. Sie endet rechts an einem soliden, gebohrten Standplatz vor der markanten Schlüsselstelle. Der Standplatz liegt auch ein wenig außerhalb der Falllinie von Eisblöcken, Seilen, Top-Alpinisten und was einem halt sonst noch so entgegen kommen könnte. Eine Insel der Ruhe.

Hannah und ich im Nachstieg der 2. Seillänge (ca. 70°)
3. Seillänge (85°)

Eine Insel der Ruhe scheint auch Hannah heute zu sein. Sie nimmt sich der Schlüsselpassage an. Wohlwissend, dass ihr die Eisschrauben am Gurt wenig nützen werden. Dafür gibt es auf halbem Weg und bereits am Ende der Hauptschwierigkeiten einen Bohrhaken auf der rechten Seite des hier schmalen Couloirs.

Allein ein Vorstieg in dieser Länge wäre eine reichlich respektable Leistung. Heute erfordert er Nerven aus Stahl. Die Steilstufe ist zwar recht gestuft und ausgepickelt, die Tritte sind mangels wirklichem Eis aber absolut nicht solide und geben teilweise nach. Als Hannah die schwierigste Einzelstelle – eine kurze und kaminartige Engstelle erreicht setzt Spindrift von oben ein. Wenig später fliegt ein Seil vorbei und ein Bergführer seilt mit einer etwas gestresst anmutenden Kundin ab. All das passiert gleichzeitig auf wenigen Metern steilem Schnee.

Irgendwie behält Hannah die Nerven und beißt sich durch – immer wieder dem Eisschlag oder Schnee ausweichend – und erreicht den Bohrhaken und dann auch über etwas kontrollierbareres, geneigtes Gelände den nächsten Standplatz.

Mein Nachstieg darf kaum als solcher gewertet werden. Bereits nach 2 Metern ist meine Brille mit einer dicken Eisglasur überzogen. Die Brille abzunehmen ist im anhaltenden Spindrift auch keine wirklich gute Option. Immer wieder verschlägt es mir in den schwellartigen Ergüssen die Sicht, den Atem oder beides gleichzeitig. Die Eisgeräte und Steigeisen halten meistens. Obwohl ich keine Ahnung habe, was ich da tue. Sehen tu ich ja eh nichts. Mindestens einmal rutscht mir ein Fuß weg und ich halte mich mehr durch Zufall an den Eisgeräten im steilen Schnee. Souverän ist das nicht – Spaß auch nur ganz bedingt.

4. Seillänge (bis 80°)

Der nächste Stand hat Sonne – was inmitten von Eis und Schnee ein wenig fehlplatziert anmutet. Einen Vorteil hat es aber – die Eisschicht auf meiner Brille schmilzt wieder. Der neu gewonnene Durchblick reicht aus, um Simon zu bewundern, wie er die letzte Seillänge des Chèré-Couloirs angeht. Zunächst geht es über eine sanft geneigte Rampe hinauf – das Couloir fällt hier auf einigen Metern etwas breiter aus. Dann wählt er rechts einen kurzen, trickreichen Aufschwung in einen schmalen Eisschlauch.

Spätestens hier fällt mir auf, dass das Couloir obgleich wir sehr früh im Jahr dran sind sehr dünn gefüllt scheint. Speziell von dieser letzten Seillänge habe ich Bilder gesehen, die sie als komplett überflossenes Eissschild zeigen. Davon ist heute keine Spur. Auf der anderen Seite gibt es auch spätere Bedingungen mit winzigen Eisstreifen inmitten von ständigem Felskontakt. Oben raus hat sich heute auf jeden Fall nochmal eine richtige Crux gebildet, die auch kurzen Felskontakt erfordert. Als Simon gerade die kniffligeren Meter der Länge löst, kommt eine Stimme irgendwo links aus der Wand.

Hey guys! How’s Chèré-Couloir today???

Richtiger Smalltalk will da oben nicht entstehen. Nach zwei oder drei Anläufen kommt ein kurzes “I love it” von Simon, bevor er stur weiter durch den oberen Teil der Länge pickelt. Die eigentliche Show kriegen Hannah und ich ab, als uns plötzlich von oben links ein Bindfaden von Reepschnur entgegen fliegt und ein Colin Haley hinterhergeflogen kommt. Sein Seil reicht gerade so zur Hälfte der Seillänge, den Rest marschiert er zu Fuß runter während er seinen Bindfaden hinter sich her und damit auch abzieht.

Spielplatz der Elite

Wer damit nichts anfangen kann, sollte mal Google oder Instagram anwerfen. Colin dürfte einer der schärferen Alpinisten der Neuzeit sein – die Nordwand am Triangle du Tacul ist tägliches Übungsgelände für Materialtests und schnelle Solo-Begehungen. Ebenso schnell wie er aufgetaucht ist verschwindet er auch schon wieder an seinem Bindfaden über die Kante und in der Crux.

Hannah und ich steigen die hübsche Seillänge nach. Da wir nun für einen kurzen, magischen Moment die höchste Seilschaft in der Tour sind, klettern sich die folgenden Meter zum ersten und einzigen Mal heute relativ entspannt und genüsslich. Die kleine, steile Stufe am rechten Rand des Couloirs macht richtig Spaß und fordert kurz ein wenig präzisere Tritte und eine spaßige Einzelbewegung. Zumindest im Nachstieg. Simon und Hannah haben heute in ihren Vorstiegen wirklich Nerven bewiesen – die ich an diesem Tag und in dieser Linie vermutlich nicht hätte aufbringen können.

Abseilen

Wir erreichen den letzten Stand auf der linken Seite des Couloirs. Dieses endet hier auch. Zumindest wird das Gelände schlagartig flacher und weitläufiger. Der Weiterweg auf das Triangle du Tacul und von dort anstehende Abstieg durch die Seracs des Normalwegs sind aber nochmal eine Tour für sich. Vorsichtig seilen wir uns ab. Hinter uns kommt bereits die nächste Dreierseilschaft aus der Schlüssellänge und obwohl am Standplatz ziemlich viel Platz ist, reizen wir diesen ziemlich aus.

Es ist schon ziemlich charmant, dass man hier so schnell und halbwegs sicher abseilen kann. Kein Wunder, dass das Couloir zur Abseilpiste der Routen in dieser Nordwand geworden ist. Inzwischen zieht es zu und wird windig.

Wir seilen dreimal ab – erst zum Standplatz über der Schlüsselstelle, dann zu einem tieferen Standplatz auf der im Abstiegssinne linken Seite – wenige Meter unter dem Standplatz, den wir im Aufstieg zum sichern bezogen hatten. Von diesem reicht das Seil zurück in die gangbare Schneeflanke. Wie gesagt – an Standplätzen mangelt es nicht.

Gegenanstieg zur Aiguille du Midi

Dann geht es auf bekanntem Weg zurück zum Firngrat auf die Aiguille du Midi. Kennen wir von gestern. War gestern echt anstrengend. Heute läuft das bereits wesentlich besser. Das muss diese Akklimatisation sein, von der alle reden. Eine Anspielung auf unsere neugewonnenen Lieblingsschotten bietet sich dennoch an:

I focking hate Gegenanstiege

Und selbst wenn wir das heute nicht so sehen – am Grat tummeln sich heute wirklich wilde Mannschaften mit noch viel wilderen Sicherungstechniken. Vielleicht waren wir auch zu falschen Zeit am falschen Ort – aber was hier heute gebastelt, gerutscht und gestolpert wurde ist grenzwertig. Man fragt sich fast, wo die Leute überhaupt herkommen. Eigentlich ist doch jede hier denkbare Unternehmung schwieriger als der Anstieg zur Midi.

Der Hillary-Step, im Vergleich zum Vortag heute mit etwas kurioseren “Projekten” bestückt
Gondeltrauma

Und während wir gestern einfach hochgelaufen, in die Gondel gesprungen und untergeflitzt sind, müssen wir heute ein Ticket ziehen. Unsere voraussichtliche Talfahrt steht in 2 1/2 Stunden an, die Midi ist übervoll und ungemütlich. Auf den Böden und Gängen liegen Leute – ein Hauch von Anarchie liegt in der Luft. Mit nordwandoptimierter Hochtourenausrüstung können wir uns relativ entspannt auf eine der Terrassen setzen und warten – mit Turnschuhen und Pulli ist es hier oben auf Dauer gar nicht so angenehm und viele Besucher sehen so aus, als wenn sie ihren teuren Ausflug auf die Midi nicht zu ihren allerschönsten Erlebnissen zählen würden. Ein komisches Konzept.

I focking hate Gondeln

Satz mit X, Chamonix

Schwierigkeit, Versicherung und Material

Bezieht sich nur auf die unteren Seillängen bis zum Ende des eigentlichen Couloirs – den Ausstieg auf das Triangle du Tacul haben wir nicht gemacht. Bis dahin eigentlich eine nette, kurze und rasch erreichbare Eiskletterei. Eigentlich. Denn obwohl ich Eisklettern ziemlich mag und mangels zahlreicher Tourentage im Eis auch noch sehr leicht zu beeindrucken bin, hat mich das Chèré-Couloir als kurze und steile Linie nicht wirklich fasziniert. Das mag aber auch an den kombinierten, äußeren Umständen gelegen haben.

Für mich war die Tour so eigentlich nur ein für den Vorsteiger recht heikler und in Summe eher ungemütlicher Baseclimb in einer Wand, die bestimmt auch ganz anders und schöner erlebt werden kann. Mich würde es nächstes Mal auf jeden Fall in einen der anderen Wanddurchstiege ziehen, die nicht ganz so eng und gradlinig verlaufen. Ich denke in Sachen Bedingungen haben wir ein ziemlich ausgeprägtes Mittelmaß getroffen. Die Bedingungen waren bestimmt nicht schlecht. Die Schneeauflage war dick, angefroren und sehr gut zu steigen. Das Couloir gibt es auch mit sehr dünner, fragiler Eisauflage und dann deutlich erhöhtem Anspruch an die Kletterei – die heute eher nebensächlich war. Mit Randkluften oder Felsen mussten wir uns kaum auseinandersetzen.

Die Standplätze sind für den Stil und die Lage der Route ziemlich gut eingerichtet, dazwischen gibt es eigentlich nur den einen Bohrhaken über der Schlüsselstelle am rechten Rand des Couloirs. Auch erwähnenswert ist, dass man an den oberen Standplätzen relativ gut vor Eis- und Steinschlag geschützt ist. Die weitere Absicherbarkeit und Schwierigkeit steht und fällt dann mit den Verhältnissen, die Schlüsselstelle ist offenbar meistens gut gestuft und eingepickelt. Das war sie bei uns auch. Die Tatsache, dass es sich statt Eis aber um fragilen, vertikalen Schnee handelt, hat diese Stelle dann doch etwas erschwert. In Idealbedingungen dürfte diese Stelle – wie auch der Rest des Couloirs – eine schöne und auch in großen Teilen mit kurzen Eisschrauben absicherbare Linie sein. Die Schwierigkeiten konzentrieren sich auf wenige Meter – der Rest ist angenehm geneigt.

In die Tourenplanung sollte auf jeden Fall einbezogen werden, dass die Route sehr beliebt ist und auch als Abseilpiste für andere ebenfalls sehr beliebte Routen dient. Damit ergeben sich häufige und vielerorts dokumentierte Zustände in denen sich auf der wirklich kurzen Strecke zeitgleich mehrere Seilschaften im Auf- und Abstieg befinden. Wie gesund das in einem Kanonenrohr von Couloir ist, ist eine andere Geschichte und bleibt dem Gefühl vor Ort überlassen.

Zusammenfassung

Für mich ein etwas hektisch-stressiges Erlebnis und eine Linie, die mich zumindest in der “kurzen” Ausführung auch einigermaßen kalt gelassen hat – obwohl es für einen Tag in der Nordwand sogar erstaunlich warm war. In Kombination mit dem obligatorischen Gondeldrama leider der eine Tag und die eine Tour in Chamonix, die ein wenig aus dem Raster fällt und zumindest in meiner inneren Zeitkapsel viel schneller verblasst als alle anderen Unternehmungen der Folgetage.

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