Kampenwand (1669m) Überschreitung – Abbruch (IV)
Kampenwand (1669m) Überschreitung – Abbruch (IV)

Kampenwand (1669m) Überschreitung – Abbruch (IV)

Eine kurze Zeitreise:

Als es bei mir im Winter 2020/2021 mit dem regelmäßigen Wandern so richtig losging und ich gefühlt 10x bei Schnee auf den Breitenstein gestapft bin und die Wände um den Heuberg unsicher gemacht habe, sehnte ich mich nach Abwechslung. Warum also nicht mal die Kampenwand mitnehmen, die man vom Irschenberg abfahrend eh schon gut sieht. In mein damaliges Konzept, leichte Berge zu wilden Zeiten alleine zu gehen, passt sie auch. Das waren auch noch die Zeiten mit Winterstiefeln und Jeans anstelle von cutting-edge Scarpa Geschossen und Hochtourenhose. Und dazu steh ich auch. Für die Wanderungen damals hat es keine besondere Ausrüstung gebraucht – und teilweise würde ich sogar sagen, dass genau darin der Reiz lag. An der Kampenwand wurde ich erstmals eines besseren belehrt. Im April 2020 hat es mich, während ringsum schon Tauwetter war, auf einem großen, nordseitigen und spiegelglatten Schneefeld oberhalb der Steinlingalm geschmissen. Natürlich ohne Grödeln, natürlich ohne Plan. Zwar “ungefährlich” im Sinne eines Absturzes aber eindrucksvoll im Sinne der unfreiwilligen Bobfahrt gen Tal. Schicksalsberg eben. Natürlich bin ich an der Stelle umgedreht und habe die Lehre mitgenommen.

Um über ein Jahr später mit zwei 60 Meter Seilen bewaffnet zurückzukommen. Gut es hat sich einiges getan – die Wegwahl ist eine andere, ich kann mittlerweile ein bisschen klettern – aber reicht es für DIE KAMPENWAND?

Zustieg

Wir sind früh (2:00 Uhr) aufgestanden um zum Sonnenaufgang am Einstieg zu sein und da wir diesmal noch die Anfahrt aus München mit einrechnen müssen war es eine kurze Nacht. Neben dem irren Sonnenaufgang, den wir fast beiläufig mit einstecken, war das Ziel vor allem möglichst früh und vor Fahrtbeginn der Bergbahn in der Route zu sein. Ausgesucht haben wir uns die Überschreitung, eine klassische und an Sommertagen entsprechend beliebte, recht einfache Kletterei über West- und Hauptgifel. Optional können kleinere Aufschwünge und Türme – Teufelsturm und der Gmelchturm – erklettert oder umgangen werden. Und ein paar kurze Abseilfahrten gibt es auch zu meistern. Eigentlich nichts, was wir nicht schonmal irgendwo gemacht hätten und selbst die Schlüsselseillänge (IV+) am Hauptgipfel kann man bei Bedarf auslassen.

Wir waren uns unserer Sache relativ sicher

Zur Kampenwand-Überschreitung geht es wohl üblicherweise von Westen nach Osten über den Grat und so bieten sich mindestens 3 (Spoiler: 4) Einstiege, die irgendwie dokumentiert und auf Topos festgehalten sind. Wir verlassen uns auf die erstbeste Topo aus dem Netz – im Nachhinein hat uns aber eine andere dann den A**** gerettet. Dort sind zwei Einstiege eingezeichnet. Eine untere Variante IV+ entlang eines Risses. Eine obere Variante II und III. Wir möchten, noch voller Tatendrang, schon etwas klettern und suchen die untere Variante, die zudem mit mehreren Bohrhaken ausgestattet sein soll. In der Übersicht sieht es so aus, als wenn diese ein gutes Stückchen unterhalb des normalen Einstieg an einem vorgelagerten Felsaufbau beginnt. Und tatsächlich. Einen solchen Felsaufbau erkennt man vom Weg aus bereits und auch in der Galerie oben (untere Reihe links).

Wir halten uns durch eine geflutete Wiese auf einer ganz schwachen Pfadspur hinauf zu dem Punkt, wo der Grat der Kampenwand in den Wald absinkt. Wir sind dafür von der Bergstation kommend etwa 100 Meter an der Bergwachthütte vorbeigegangen und dann rechts abgebogen – eine Formulierung, die man so auch auf der Topo findet. Mit nassen Schuhen und einige grasige Stufen später stehen wir in einer engen Verschneidung am Wandfuß. Den Riss und die Bohrhaken der IV+ Variante haben wir nicht gefunden und so nehmen wir an, dass wir nun am leichten Einstieg gelandet sind und in einiger Höhe mit einer Sanduhr rechnen müssen.

Verhauer am Westgrat (ca. IV)

Wir seilen an und ich steige vor. Es geht nach rechts auf einem schmalen aber leichten Band (II) hinauf und nach etwa 30 Metern stoße ich auf eine große Sanduhr. Na dann sind wir ja goldrichtig hier. Ich fädel eine Schlinge durch die knapp armdicke und damit sogar nach Lehrmeinung standplatztaugliche Sanduhr und hole Tami nach. Während Tami das einfache Gelände aufsteigt lasse ich schon etwas den Blick schweifen. Wirklich hoch sind wir noch nicht gekommen. Vor mir geht es sehr direkt ein etwa 4 Meter hohes Wandstück hinauf – irgendeine Form von Haken ist nicht erkennbar. Der Fels schaut nicht wirklich häufig beklettert aus. Stand in der Routenbeschreibung nicht “sehr abgespeckt”? Vielleicht sind die hier im Chiemgau ja einfach zimperlich.

Ich hätte es ahnen müssen.

Tami steigt weiter und wirkt nur einen Meter über dem Stand schon nicht mehr ganz so souverän. Und sie ist der stärkere Kletterer in unserer Seilschaft. Mit Abstand. Das Wändchen stellt sich als ziemlich unangenehm und bröselig heraus, da wir überhaupt keine Haken sehen, zweifeln wir langsam etwas an unserer Route. Da Abklettern an diesem Punkt schon schwieriger wäre bleibt nur die Flucht nach vorne und Tami kämpft sich durch. Auf dem mit Latschen bewachsenen Absatz angekommen ist die Verwirrung noch größer, denn auch hier ist kein Haken erkennbar. Ich stehe immer noch an meiner Sanduhr und friere mir langsam aber sicher die Finger ab.

Da wir an einem eigentlich sonnigen Sommertag unterwegs sind, bin ich für die lange Zeit im Schatten und den plötzlich einsetzenden Wind nicht gewappnet. Ich nutze den Vorzug eines trendigen 4G-Berges und suche eine alternative Topo – und werde fündig. Hier sind 3 Einstiege eingezeichnet – eine direkte Variante am Westgrat, wieder unser IV+ Einstieg und ein Torweg. Mit einem entscheidenden Detail: ein Zaun am Einstieg. Ich gucke nach rechts.

Ja sch****

Der Zaun steht gute 100 Meter neben uns oben am Hang. Wenn ich nun also annehme, dass dort ein leichter Torweg und die IV+ Variante liegen, dann sind wir auf keinen Fall in dem leichten Einstieg auf unserer Topo gelandet – wir sind komplett auf der falschen Seite und an einer Verlängerung des Westgrats.

Tami ist auf dem überwucherten Grat weitergegangen und hat einen Abseilring gefunden. Beim Nachsteigen hab ich wenig Spaß. Mit den kalten Fingern klettert sich enorm schlecht. Das Wissen in der falschen Route (sofern überhaupt eine solche) gelandet zu, schlägt etwas auf das Gemüt. Zwei Meter über dem Stand, an dem ich bestimmt 30 Minuten verbracht habe bricht mir ein faustgroßer Griff aus. Die nächsten Meter klettern sich äußerst gruselig, bröselig und gehetzt – ein respektabler und bestimmt nicht wiederholungsbedürftiger Vorstieg von Tami.

Ich erreiche den Grat. Hier erkennen wir deutliche Pfadspuren und zumindest zwei der drei Einstiegsvarianten an dem Wandstück links oben beim Zaun. Ich suche noch kurz den direkten Westgrat – letzten Endes entschließen wir uns aber den Torweg, als in dem Moment deutlichste und einfachste Variante, zu nehmen. Wir haben in unserer Version mächtig Zeit und vor allem Nerven verloren.

Um mit diesen Ausflug an der Stelle abzuschließen und kurz zu reflektieren – ich hab hier in meinem Sonnenaufgangsbild nochmal die Wege eingezeichnet. Zumindest die Teile, mit denen ich mir mittlerweile sicher bin. Rechts grün der Torweg – wobei der Strich einiges an Facettenreichtum unterschlägt. Falls auch in unserer Topo dieser Weg als leichte Variante gezeichnet war, fehlen markante Details. Zum Beispiel eine glatte IV- Rinne und das Felsentor welches durchschritten wird. Links grün die direkte am Westgrat, die ersten Bohrhaken habe ich vom Ausstieg unserer Variante aus noch erspähen können.

Die IV+ Variante liegt laut einer Bergsteigerin, die wir später treffen direkt links vom Torweg in der Wand. Da ich diesen Weg weder gesehen habe noch geklettert bin, spare ich mir möglicherweise falsche Zeichnungen. Rot unser “Irrweg” mit dem Standplatz an der Sanduhr. Ich bezweifle nicht, dass dies auch ein erschlossener Weg ist. Die Kletterschwierigkeiten waren im Rahmen und es gab auch hier durchaus subtilere Begehungsspuren. Es war in der Situation aber sowohl in punkto Absicherung, als auch in der Felsqualität absolut nicht das, worauf wir uns eingestellt hatten und hat uns mächtig aus dem Konzept geworfen.

Torweg

Wir haben trotz dem rustikalen Beginn noch Lust, räumen unsere Gurte und Seile wieder etwas auf und ich steige in den Torweg ein. Hier nun auch der Speck, die abgeschliffenen und abgegriffenen Tritte und Griffe. Kein Zweifel – hier rauschen an schönen Sommertagen eine Menge Seilschaften durch. Wir sind immer noch allein. Aber jetzt wenigstens wieder in der richtigen Spur.

1. Seillänge (IV)

Es geht in leichter IIer Kletterei hinauf und rechts durch ein markantes Felsentor. Ab hier geben auch DAV-Ringe den Weg vor und Standplätze können theoretisch an jeder Zwischensicherung eingerichtet werden. Man biegt nach rechts ab, geht durch ein markantes Felstor hindurch und steigt direkt danach links eine kurze aber extrem abgeschliffene Verschneidung hinauf. Seilverlauf beachten – hier entsteht einiges an Reibung. Der Übersichtlichkeit halber, mache ich nach dieser Verschneidung Stand und hole Tami nach.

2. Seillänge (III) und Westgipfel

Wir kommen langsam wieder rein und Tami steig die nächste, durchaus schöne und griffige Seillänge im 3. Schwierigkeitsgrad vor. Diese endet auf dem Grat und führt mit wenigen Schritten auf den Westgipfel der Kampenwand und wir haben endlich das Gefühl etwas voranzukommen. Die Sonne scheint, der Chiemsee funkelt in der Ferne und einige hundert Meter unter uns schallen die Kuhglocken von den grünen Almen herauf. Wäre da nicht das Detail, dass wir mit Zwillingsseil unterwegs sind und uns mangels Erfahrung in dieser Route dafür entscheiden auch die Seillängen am Grat zu sichern. Im Nachhinein keine gute Idee – es handelt sich um reines Gehgelände. Alles was wir bewirken ist Seilreibung und Zeitverlust – aber wir wissen es nicht besser, kennen die Tour nicht und auf der Topo sind hier noch Seillängen und Standplätze eingezeichnet.

Spätestens am Abstieg zum Gmelchturm nehmen aber auch wir die Seile auf. Wir ahnen noch nicht, wie viele Probleme uns die beiden noch bereiten würden.

Gmelchturm (III+)

Der Gmelchturm ist eine kleine aber äußerst imposante Erscheinung. Wie geklebt sitzt er auf dem Grat und erweckt mit seiner leicht geschwungenen Form den Eindruck, gleich von der Kampenwand zu kippen. Auch präsentiert er nach vorne eine durchgehende, nahezu makellose Kante, welche im unteren 6. Schwierigkeitsgrad erklettert werden könnte. Für uns ist das heute keine Option mehr. Zum Glück ist diese Kante, wie auch viele andere Stellen der Überschreitung, optional und kann stets nordseitig umgangen werden.

Wir steigen kurz dahinter in eine vielleicht 15 Meter hohe Verschneidung ein. Diese führt nicht direkt auf den Gmelchturm. Man erreicht aber in schöner Kletterei mit einigen sehr guten Tritten und Griffen einen scharfen und exponierten Reitgrat direkt hinter dem Gmelchturm.

Abseilen vom Gmelchturm

Hier heißt es direkt wieder abseilen. Es ist schon etwas kurios. Da kraxelt man auf einen Turm nur um einige Minuten später wieder via Abseilmanöver am Wandfuß zu landen. Aber irgendwie muss man seine Zeit auf dieser Erde ja totschlagen. Wir seilen nicht direkt über die zueben erkletterte Verschneidung ab, sondern halten uns nach Osten in Richtung Teufelsturm. Kurz am Grat entlang und dann einige Meter steil am Turm hinab. Jetzt nur noch kurz Seil abziehen und weiter.

Das Seil hängt

Keine Chance. Der Knoten der verbundenen Seile muss sich in irgendeinem Riss am Grat festgefahren haben. Wir sind blockiert. Ich gehe mit Prusikknoten als Rücklaufsperre wieder am Seil hinauf, finde den Knoten und befreie ihn aus einem Riss. Das Seil liegt jetzt besser – das sollte passen. Ich baue um, hänge mein Sicherungsgerät ein und seile wieder zu Tami an den Fuß des Teufelsturms ab. Jetzt nur noch kurz Seil abziehen und weiter.

Nach zwei Zügen hängt das Seil erneut. Und wie zuvor gilt: Keine Chance. Ich muss ein zweites Mal wieder auf den Turm und das Seil umbasteln und verbrenne dabei nochmal einiges an Kraft und guter Laune. Wir sind mittlerweile 6 Stunden am Grat – viel länger als wir für die Tour eingeplant haben und viel viel viel länger als man offiziell brauchen sollte. Das macht sich langsam auch in der Moral bemerkbar.

Teufelsturm (Verhauer, ca. IV)

Wir missverstehen den Standplatz am Teufelsturm und bauen einen wesentlich schlechteren Stand an einem alten Schlaghaken und einer Wurzel an der Nordseite des Turms, da wir hier in gerader Linie in der Höhe die nächsten Haken erkennen. Tatsächlich macht man aber direkt zwischen Gmelch- und Teufelsturm Stand, steigt am steilen Grat am Teufelsturm entlang und quert dann in etwa 10 Meter Höhe in die Wand hinein. Unsere Variante von unten ist schwieriger, nicht abgesichert und teilweise brüchig. Wir haben heute wirklich keinen guten Lauf. Die optionale Seillänge auf den Teufelsturm klettert sich äußerst ungemütlich und für den III. Grad fühle ich mich hier wieder ziemlich unsicher. Zum einen Teil liegt das wohl an unserem experimentellen Einstieg, zum anderen an der spärlichen Absicherung und generellen Erschöpfung. Eigentlich hätten wir uns auch diesen Turm sparen können – umgehbar ist er.

Warum genau tun wir uns das hier nochmal an?

Als ich das Wandstück verlasse – kurz vor dem Ausstieg habe ich noch eine Sanduhr für die Psyche gebastelt – stehe ich vor dem nächsten Problem. Stand direkt über der Wand an einem Köpfl machen und etwas direkteren Kontakt zu Tami im Nachstieg haben oder mit entsprechender Seilreibung und am Limit unserer 60 Meter Seile über den Grat an den Abseilring gehen. Ich entscheide mich für ersteres – unser schiefer Einstieg in den Teufelsturm fordert hier seinen Tribut. Als Tami den Turm erreicht bahnt sich am Gmelchturm das nächste und auch letzte Problem unserer Kampenwandbegehung an. Ein fast schon skurriler Anblick – denn während wir mit all dem Chaos der letzten Stunden stets völlig alleine waren rauschen nun mehrere Seilschaften auf uns zu. Da viele die Türme links (bzw. korrekterweise rechts) liegen lassen, haben wir schon bei der Abseilfahrt vom Teufelsturm die ersten Kletterer im Nacken. Und eine Dreierseilschaft vor uns, die den Turm umgangen ist und sich an die Spitze gesetzt hat. Es wird laut und hektisch.

Abseilstellen

Als wir vom Teufelsturm wieder auf den schmalen Pfad an der Nordseite des Grates abgeseilt haben, fliegt von oben bereits das nächste Seil hinab. Wenige Meter weiter gibt es eine kurze, weitere Abseilstelle in eine schmale Schlucht unter dem Hauptgipfel. Hier startet die tatsächliche Schlüsselstelle der Tour – eine steile und abgegriffene IV+ mit 3 Bohrhaken. Und hier gibt es eine Fluchtmöglichkeit aus der Route – nach Norden durch eine längere, sandige Rinne in den Dschungel unterhalb der Felsen. Die Dreierseilschaft werkelt bereits an der Schlüsselstelle herum, als wir den Schluchtgrund erreichen. Von oben regnet es immer wieder kleine Steine und weniger kleine Seile.

Abbruch und Notabstieg

Wir haben keine Lust mehr

Es braucht nur wenige Worte um sich abzustimmen – nichts wie raus hier. Unter verwunderten Blicken machen wir einen Rückzieher und verlassen nach 7 Stunden die Route. Eine Speedbegehung sieht anders aus. Der Notausstieg ist nicht schwer, der nasse, rutschige und überwachsene Pfad benötigt aber nochmal etwas Konzentration, die wir nicht mehr haben. Tami knickt um, ich rutsche mehrmals aus. Als wir auf die Forstraße treffen, trennen wir uns (natürlich nur räumlich) und Tami nimmt die Seilbahn nach Aschau. Ich liefere doch noch die Speedbegehung ab und bin fast in der selben Zeit am Parkplatz Aigen und im Auto.

Am Ende des Tages war dies eine äußert zermürbende aber gleichzeitig lehrreiche und schöne Bergfahrt. Wir beherrschten an dem Punkt alle nötigen Klettereien und Techniken nach Bilderbuch. Was wir aber nicht hatten war Strategie, Seilmanagement und ein Blick für mögliche Probleme, sodass wir die Kampenwand-Überschreitung wohl an fast jeder Ecke falsch erwischt haben. Wir haben zu viel gesichert. Wir waren mit Doppelseilen unterwegs und hatten keine Lösung parat, wie wir diese schnell aufnehmen, ablegen und von Sicherung auf Abseilmanöver umbauen können. Wir haben vor jeder Abseilstelle die Seile entwirrt und mit unlogischer Abseillinie zwei Blockaden riskiert. Wir sind stellenweise zu unbedarft in falsche oder zumindest unnötig komplizierte Varianten eingestiegen. Ich würde nicht sagen, dass die Begehung an irgendeiner Stelle akut gefährlich oder unsicher war – wir hätten es uns nur viel einfacher machen können.


Schwierigkeit, Versicherung und Material

Die Kampenwand ist an und für sich gut versichert – es bleibt aber ein gewisser alpiner Charakter erhalten. Ich finde das liegt vor allem an den teils langen Hakenabständen, der doch vergleichsweise schwierigen Kletterei (es gibt deutlich einfachere IIIer und IVer Routen) und dem manchmal etwas unübersichtlichen und abgegriffenen Gelände. Ich würde nie wieder mit Doppelseilen hier einsteigen – durch die vielen Gehpassagen und Abseilfahrten ist ein Einfachseil zumindest für mich die bessere Wahl. Man hat doch eher mit Seilreibung, Seilhandling und Buschwerk zu kämpfen als mit hohen Stürzen und scharfen Kanten. Die längste Abseilfahrt ist in einer Topo mit 35 Metern, in einer anderen mit 25 Metern angegeben. Mir kommt letzteres sehr viel realistischer vor. Aber keine Garantie. Ich war stets mit deutlich längeren Seilen (2 x 60 Meter und in der Wiederholung 1 x 80 Meter) unterwegs. Ein paar Schlingen und Keile kann man schon mitnehmen, an der einen oder anderen Stelle lassen sich diese schon sinnvoll einsetzten. Vor allem wenn man noch nicht da war und sich ein paar mal verklettert. Was…vorkommen soll?

Zusammenfassung

Wir haben eine leichte, kurze Genusskletterei an einem netten Grat erwartet und ein vergleichsweise abenteuerlichen Ritt über ein wunderschönes aber facettenreiches Stückchen Fels bekommen. Ich denke nicht, dass einer von uns so richtig traurig darüber war – bei mir hat es sogar für eine Wiederholung gereicht. Unter Normalbedingungen weiß ich allerdings nicht, ob die Tour so richtig lohnend ist. Wahrscheinlich fällt sie eher in die Kategorie “einmal reicht”. Sie ist leider einfach relativ überlaufen, abgegriffen und die wirklich schönen Kletterstellen lassen sich auch an einer Hand abzählen.

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